Netanyahu: Israel tötete Hamas-Anführer Mohammed Sinwar im Gaza-Einsatz

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu gab am Mittwoch bekannt, dass ein kürzlich durchgeführter Luftangriff Mohammed Sinwar, dem schwer fassbaren de facto Führer von Hamas im Gazastreifen, getötet hat. Dieser Vorfall stellt den jüngsten in einer Reihe von Attentaten dar, die der Führung der Gruppe erhebliche Rückschläge versetzt haben, jedoch ihre Machtposition noch nicht gebrochen haben.
Die Verbindung zu Yahya Sinwar
Mohammed Sinwar ist der Bruder des ehemaligen Hamas-Führers Yahya Sinwar, der im Oktober durch das israelische Militär im Süden Gazas getötet wurde. Netanyahu machte die Ankündigung während einer Ansprache in der Knesset, dem israelischen Parlament, anlässlich des 600. Tages seit den Angriffen von Hamas am 7. Oktober 2023.
Details zum Angriff
CNN hat sich an Hamas gewandt, um einen Kommentar zu erhalten. In seiner Ansprache erklärte Netanyahu: „Wir haben das Gesicht des Nahen Ostens verändert, die Terroristen aus unserem Land vertrieben, sind mit aller Macht in den Gazastreifen eingedrungen und haben Zehntausende von Terroristen beseitigt.“ Zu den zitierten Personen gehören Mohammed Deif, Ismail Haniyeh, Yahya Sinwar und Mohammed Sinwar selbst.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) führten am 13. Mai einen umfassenden Angriff auf das Europäische Krankenhaus in Khan Younis durch – einen Tag nach der Freilassung des israelisch-amerikanischen Soldaten Edan Alexander durch Hamas. Zu diesem Zeitpunkt gaben die IDF an, „Hamas-Terroristen in einem Kommandostand“ in der unterirdischen Infrastruktur des Krankenhauses ins Visier genommen zu haben. Ein hochrangiger israelischer Beamter und zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen teilten CNN mit, dass der Angriff Mohammed Sinwar galt. Der Angriff kostete mehrere Dutzend Menschenleben und verletzte viele weitere, berichtete das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza.
Die Reaktion von Hamas
Hamas wies die Behauptungen über Sinwars Tod zurück und erklärte in einer Stellungnahme, dass nur sie befugt sei, zu bestätigen oder zu dementieren, was veröffentlicht wird. Der Tod von Sinwar würde Hamas einen fähigen und entschlossenen Kommandanten entziehen, doch viele Analysten sind sich einig, dass dies nicht das Ende des Konflikts näher bringen wird. Es könnte die Verhandlungen mit Israel sogar komplizieren, wenn kein neuer Führer auftaucht und die Hamas-Vermittler ohne Gesprächspartner in Gaza dastehen.
Der strategische Einfluss von Mohammed Sinwar
Israelische Offizielle betrachteten Mohammed Sinwar als ebenso hartnäckig wie seinen Bruder Yahya, jedoch als militärisch weitaus erfahrener. Laut IDF kommandierte er bis 2016 die Khan Younis Brigade. Während des Krieges blieb er zusammen mit vielen anderen führenden Hamas-Mitgliedern in Gaza weitgehend im Verborgenen. Im Dezember 2023 veröffentlichten die IDF ein Video, das zeigen sollte, wie Mohammed Sinwar durch einen Tunnel in Gaza fuhr. Im Februar 2024 gaben die IDF an, sein Büro im Westen von Khan Younis gefunden zu haben.
Netanyahus Kriegserklärung
Netanyahu hat zugesagt, den Krieg fortzusetzen, bis Israel die militärischen Kapazitäten von Hamas sowie deren Regierungsfähigkeit zerstört hat. In diesem Zusammenhang hatte Israel in den letzten Monaten mehrere führende Mitglieder von Hamas ins Visier genommen. Sinwar war das jüngste Ziel. Im Juli wurde die militärische Führung von Hamas, Mohammed Deif, in einem Angriff auf eine vom Israel als humanitäre Zone ausgewiesene Gegend im Süden Gazas getötet. Zwei Wochen später wurde der politische Führer von Hamas, Ismail Haniyeh, in Teheran getötet. Im Oktober töteten die israelischen Streitkräfte Yahya Sinwar in Rafah, was seinen jüngeren Bruder Mohammed zur de facto Führung von Hamas im Gazastreifen machte.
Die Auswirkungen auf die Verhandlungen
Der Tod von Sinwar könnte den Verhandlungsprozess erheblich komplizieren, wenn Hamas sich mit einer schrumpfenden Führungsstruktur konfrontiert sieht. Muhammad Shehada vom European Council on Foreign Relations argumentiert, dass ohne diese Führer Hamas dezentraler wird, wodurch ein Waffenstillstand schwerer durchzusetzen ist. Über die Führung von Hamas und ihre Verhandlungsführer im Ausland gibt es oft unterschiedliche Einschätzungen. Shehada weist jedoch darauf hin, dass die Hamas-Vermittler „die Bewegung vollkommen repräsentieren“ und bereits zahlreiche Zugeständnisse in Bezug auf eine nach Konflikt veränderte Rolle gemacht haben.
Die Relevanz von Mohammed Sinwar
Mohammed Sinwar wurde als genauso hartgesonnen wie sein Bruder wahrgenommen, wenn nicht sogar noch radikaler. In einem seltenen Interview mit Al Jazeera im Jahr 2021 sagte er: „Wir wissen, wie wir die Schmerzpunkte der Besatzung identifizieren und Druck ausüben können.“ Als er getötet wurde, hatte er 30 Jahre militärische Erfahrung angesammelt.
Ein Leben im Verborgenen
Sinwar wurde 1975 im Flüchtlingslager Khan Younis geboren und wurde bereits als Teenager wegen militanten Aktivitäten festgenommen. Er war Führer der Khan Younis Brigade und spielte eine Schlüsselrolle in der Operation, die zur Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit im Jahr 2006 führte. Laut Muhammad Shehada lebte Sinwar eher im Verborgenen als sein Bruder und andere Führer von Hamas, um maximale Sicherheit zu gewährleisten.
Die Beweise der letzten Monate zeigen, dass er ein fähiger Taktiker war; immer wieder musste das israelische Militär in Gebiete in Gaza zurückkehren, die zuvor nach Hamas-Kämpfern durchsucht worden waren. Obwohl Hamas möglicherweise bis zu 20.000 Kämpfer verloren hat, hat sie ihre Präsenz in vielen Teilen Gazas aufrechterhalten und feuert gelegentlich Raketen auf Israel ab.
Abschließend bleibt anzumerken, dass die Bemühungen Israels zur Beseitigung von Hamas nicht einfach sein werden. Yaakov Amidror, ein ehemaliger nationaler Sicherheitsberater von Premierminister Netanyahu, betonte, dass es wahrscheinlich notwendig sei, mindestens ein weiteres Jahr zu kämpfen, um den Gazastreifen von den Überresten der Hamas-Herrschaft zu befreien. Die Dynamiken in Gaza hängen sowohl von den internen Machtverhältnissen bei Hamas als auch vom Druck der USA auf die israelische Regierung ab.