Familienchaos im Glashaus: Wenn Materialismus die Seele frisst!
Graz, Österreich - Das Grazer Schauspielhaus hat mit „Rutherford & Sohn“ von Githa Sowerby ein beeindruckendes kapitalismuskritisches Drama auf die Bühne gebracht. In der Geschichte geht es um die Industriellenfamilie Rutherford, deren Mitglieder unter der emotionalen Kälte des patriarchalen Familienoberhaupts leiden. Der verwitwete Vater ist so sehr auf sein Unternehmen fokussiert, dass er die persönlichen Nöte seiner Familie vollkommen ignoriert. So flüchtet sich sein Sohn Richard ins Priesteramt, während John Jr. von einem Leben als Erfinder träumt. Tochter Janet führt geheim eine Beziehung mit einem Angestellten des Vaters, während Ann in einer elitären Welt gefangen ist. Diese Zerrüttung zeigt eindringlich, wie eine egozentrische Lebenseinstellung ganze Familientragödien hervorrufen kann, wie auch Kleine Zeitung berichtet.
Regisseur Jakab Tarnóczi gelingt es, das Stück durch visuelle Elemente und eine moderne Inszenierung lebendig zu machen. Die geschickte Nutzung einer Drehbühne ermöglicht voyeuristische Einblicke in die privaten Konflikte der Figuren. Insbesondere die Darstellungen von Franz Solar als kaltem Patriarchen sowie Annette Holzmann als starkem, verletzlichem weiblichen Charakter stechen hervor. Allerdings bemängeln einige Kritiker, dass die aggressive Darstellung der Aufbegehrenden in manchen Szenen zu übertrieben wirkt. Bei der Premiere erhielt das Ensemble für seine solide Leistung Applaus, was die Bedeutung dieser neuen Aufführung unterstreicht, wie auch Der Spiegel erwähnt.
„Rutherford & Sohn“, ursprünglich 1998 unter den 100 wichtigsten Theaterstücken des 20. Jahrhunderts gelistet, bietet nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, sondern spiegelt aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wider. In einer Zeit, in der der Materialismus und die Egozentrik auch heute noch dominieren, ist das Stück umso zeitgemäßer und zwingt das Publikum, über die Verflechtungen von Familie und Geschäft nachzudenken. Die weiteren Aufführungen sind bereits für den 14., 15., 22., 31. Januar sowie den 8. und 27. Februar geplant.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Graz, Österreich |
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