Lepra in Wien: Erster Fall seit Jahrzehnten schockiert die Stadt!

Ein Wiener Reiseleiter erkrankte an Lepra, erstmals seit Jahrzehnten in Wien diagnostiziert. Neue Erkenntnisse zur Ausbreitung.
Ein Wiener Reiseleiter erkrankte an Lepra, erstmals seit Jahrzehnten in Wien diagnostiziert. Neue Erkenntnisse zur Ausbreitung.

Wien, Österreich - Ein besorgniserregender Fall sorgt derzeit für Schlagzeilen in Wien: Ein über 60-jähriger Reiseleiter hat sich mit Lepra infiziert, einer Krankheit, die in Europa als weitgehend ausgerottet galt. Der Mann bemerkte vor eineinhalb Jahren erste Symptome wie Lähmungen, Taubheitsgefühle und Hautausschläge, die ursprünglich als harmlos eingestuft wurden. Diverse Besuche bei Ärzten und Alternativmedizinern führten schließlich zu einer Ferndiagnose durch eine Freundin in Berlin, die den entscheidenden Hinweis gab. Die Diagnose wurde im AKH Wien bestätigt: Der Mann leidet an lepromatöser Lepra, der akutesten und gefährlichsten Form dieser Infektionskrankheit.

Lepra, auch als Aussatz bekannt, wird durch das Bakterium Mycobacterium leprae oder Mycobacterium lepromatosis verursacht. Diese chronische Erkrankung kann sich im gesamten Körper ausbreiten, ist jedoch nur bei intensivem und langanhaltendem Kontakt übertragbar. Der genaue Ansteckungsort des Wieners bleibt unklar, da die Inkubationszeit der Krankheit erstaunlicherweise bis zu 20 Jahre betragen kann. Der Mann war beruflich oft in Afrika und Asien unterwegs, was potenzielle Kontaktmöglichkeiten zu infizierten Personen nahlegt.

Historische und soziale Dimension von Lepra

Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten der Menschheit und hat ihren Ursprung vermutlich in Ostafrika oder Indien. Historische Aufzeichnungen weisen darauf hin, dass sie bereits vor 4.000 Jahren in Indien nachgewiesen wurde. Im Mittelalter galt sie als sehr ansteckend und führte zu gesellschaftlicher Ausgrenzung der Erkrankten. Menschen mit Lepra mussten oft außerhalb menschlicher Siedlungen leben, da sie als „Aussätzige“ stigmatisiert wurden. Die Krankheit erreichte im 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt in Europa und verschwand weitgehend bis zum 16. Jahrhundert. Trotz ihrer weitgehenden Abwesenheit in den letzten Jahrhunderten ist das neueste Auftreten eines Falles in Wien ein alarmierendes Zeichen für die Rückkehr von Lepra in Europa.

Die Wissenschaft hat jedoch Fortschritte gemacht. Lepra ist heute mit einer Kombinationstherapie aus Antibiotika heilbar, und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfolgt das Ziel, die Krankheit auszurotten. Neuinfektionen treten weltweit vornehmlich in Entwicklungsländern auf, während die Neuerkrankungen in Europa stark gesunken sind; 2019 wurden lediglich 42 neue Fälle registriert. Aber der Wiener Fall zeigt, dass man auch hierzulande nicht nachlässig sein darf.

Forschung zur Lepra und genetische Vielfalt

Ein aktuelles Forschungsprojekt, das von Forschern des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte und mehreren Universitäten geleitet wird, hat eine große genetische Diversität der Lepra-Erreger im mittelalterlichen Europa entdeckt. Dies lässt darauf schließen, dass mehrere Stämme von Lepra-Bakterien in Europa verbreitet waren, und weitere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Übertragungsgeschichte noch nicht vollständig entschlüsselt ist. Historische Genome des Bakteriums wurden aus Proben rekonstruiert, die auf den Zeitraum von 400 bis 1400 n. Chr. datiert sind, und einige dieser Stämme existieren bis heute. Laut Professor Johannes Krause, Hauptautor der Studie, wurde eine unerwartete genetische Vielfalt bei den Erregern festgestellt, was darauf hindeutet, dass Lepra in der Vergangenheit viel weiter verbreitet war.

Wie im Falle des Wiener Reiseleiters wird die Rückkehr von Lepra in Europa als ein Weckruf für medizinische Fachkräfte und die Gesellschaft angesehen. Es bleibt zu hoffen, dass der Patient im AKH Wien bald geheilt wird und der Fall als isoliertes Ereignis in die Geschichte eingeht. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesem Fall könnten jedoch entscheidend sein, um zukünftige Ausbrüche zu verhindern und das Wissen über Lepra in der modernen Medizin zu vertiefen.

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Vorfall Sonstiges
Ort Wien, Österreich
Quellen