Zehn Jahre nach dem Grazer Amoklauf: Erinnerungen und Trauer vereint
Zehn Jahre nach dem Grazer Amoklauf: Erinnerungen und Trauer vereint
Zweiglgasse, Graz, Österreich - Am 18. Juni 2025 jährt sich die tragische Amokfahrt in Graz zum zehnten Mal. Der Vorfall ereignete sich am 18. Juni 2015, als der Täter um 12.15 Uhr in der Zweiglgasse, Bezirk Gries, mit seinem Fahrzeug zwei Fußgänger rammte. Eine Frau wurde schwer verletzt, während ein Mann bei dem Angriff sein Leben verlor. Nachdem er mit dem Wagen in die Herrengasse raste, verletzte er etwa 50 Passanten, darunter ein vierjähriger Bub, der ebenfalls ums Leben kam. Um 12.21 Uhr stoppte der Fahrer vor einer Polizeiinspektion, wo er schließlich von zwei Polizisten mit gezogenen Pistolen aus seinem Wagen geholt wurde.
Während des Einsatzes waren Hunderte Rettungs- und Polizeikräfte tätig, um die Verletzten zu versorgen. Notfallsanitäter aus Graz stellten sich der Situation. Durch das flüchtige Verhalten vieler Fußgänger, die in Häusernischen oder Geschäfte Schutz suchten, überlebten einige dieser Personen. Monate später blieb die Identität einer Frau, die vor der Stadtpfarrkirche getötet wurde, wochenlang ungeklärt. Am Abend des Angriffs versammelten sich rund 500 Trauergäste zu einer Gedenkmesse, und tausende entzündeten ein Kerzenmeer in der Herrengasse.
Gedenkveranstaltungen und Trauer
Eine Woche nach der Amokfahrt fand ein Trauermarsch statt, an dem etwa 12.000 Menschen teilnahmen. Dabei hielte der damalige ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl eine bewegende Rede und berichtete, dass er dem Amokfahrer nur knapp entkommen war. Der Täter wurde im September 2016 wegen seiner Taten vor Gericht gestellt. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig; aufgrund von Kontroversen über seine Zurechnungsfähigkeit wurde er in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Zuletzt befand er sich in einer Sonderabteilung der Justizanstalt Stein. Am 23. September 2023 wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden.
Zusätzlich zu diesen Erinnerungen geschah kürzlich eine weitere Tragödie in Graz: Zehn Tage vor dem zehnten Jahrestag der Amokfahrt wurde eine Schule zum Schauplatz eines Amoklaufs, bei dem ein ehemaliger Schüler neun Schüler und eine Lehrerin tötete, bevor er Selbstmord beging. Bei einer Gedenkveranstaltung am Hauptplatz kamen zwischen 4.500 und 5.000 Trauernde zusammen, um der Opfer zu gedenken. Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterzeichnete dabei ein Kondolenzbuch und nahm an den emotionalen Zeremonien teil.
Politische Debatten über Waffengesetze
Die neuen Ereignisse haben nicht nur Trauer ausgelöst, sondern auch eine erneute Diskussion über die Waffengesetze in Österreich entfacht. Van der Bellen äußerte Bedenken über die gesetzlichen Bestimmungen, die es einem 21-jährigen ermöglichen, Waffen und Munition zu erwerben. Dies wird von vielen als alarmierend angesehen, vor allem nach dem jüngsten Amoklauf. Der oberste Polizist fordert mehr Sicherheit in Schulen, während das Bildungsministerium über die Einführung von Sicherheitsschleusen an Schulen nachdenkt.
In der Zwischenzeit stellte sich heraus, dass der Amokschütze in Graz legal zwei Waffen besaß, darunter eine Schrotflinte und eine Pistole. Die österreichischen Waffengesetze gelten als relativ liberal; eine Schrotflinte kann von nahezu jeder Person ohne Waffenverbot erworben werden. Diese Umstände erregen sowohl unter der Bevölkerung als auch in den Medien Besorgnis. Bürgermeisterin Elke Kahr betonte die unerlässliche Notwendigkeit von Solidarität und Zusammenhalt in der Zeit der Trauer.
Die Diskussion über die Tragödie und die damit verbundenen Themen bleibt intensiv. Medienberichte betonen sowohl die Auswirkungen der Gewalt als auch die Notwendigkeit, den Opferschutz zu priorisieren, um eine „Heroisierung“ des Täters zu vermeiden. Der Presserat ruft ebenfalls zu mehr Sensibilität in der Berichterstattung auf, um die widrigen Umstände dieser gewaltsamen Taten adäquat zu reflektieren.
Für die betroffenen Schüler und die Angehörigen der Opfer ist diese Zeit emocional herausfordernd. Eine Schülerin berichtete von Panik und Angst während des Vorfalls, bestätigte jedoch auch den einzigartigen Zusammenhalt unter den Jugendlichen. Ihre Botschaft lautet: „Unsere Antwort ist Liebe“, was Hoffnung und Resilienz inmitten von Trauer und Schmerz symbolisiert. Der Wiederhall ihrer Eindrücke wird in der Stadt Graz und in ganz Österreich noch lange nachhallen.
Kleine Zeitung berichtet, dass sich die Stadt Graz weiterhin mit der Trauer auseinandersetzt. Nachrichten.at hebt die emotionalen Aspekte der Gedenkveranstaltungen hervor, während NZZ die relevanten gesellschaftlichen und politischen Diskussionen um Waffengesetze analysiert.
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Ort | Zweiglgasse, Graz, Österreich |
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