Österreichs neues Pfandsystem: Teuer, bürokratisch und umstritten!

Am 7. Juni 2025 kündigt die FPÖ-Anfrage zur ÖVP-Kampagne „Sammelheld:innen“ an, während Österreichs Kunststoffrecycling hinter EU-Ziel liegt.
Am 7. Juni 2025 kündigt die FPÖ-Anfrage zur ÖVP-Kampagne „Sammelheld:innen“ an, während Österreichs Kunststoffrecycling hinter EU-Ziel liegt. (Symbolbild/DNAT)

Österreich - Österreich steht vor einer Herausforderung im Bereich Kunststoffrecycling, da die EU bis zum Jahresende eine Quote von 50% vorschreibt. Derzeit liegt die Recyclingquote Österreichs lediglich bei 27%, was trotz der EU-Vorgabe von 22% über den akzeptierten Standards liegt. ÖVP-Umweltminister Totschnig hat als Reaktion auf diese Vorgaben die Informationskampagne „Sammelheld:innen“ gestartet, um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Jedoch begegnet dieser Initiative Widerstand aus den Reihen der FPÖ, besonders von Umweltsprecher NAbg. Thomas Spalt.

Spalt äußert Bedenken hinsichtlich des neuen Pfandsystems, das als teuer und bürokratisch wahrgenommen wird. Kritiker argumentieren, dass das Pfandsystem bestehende Abfalltrennsysteme wie die Gelben Tonnen und die Gelben Säcke torpediert, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Mülltrennung gut funktioniert. Es wird befürchtet, dass Familien im Durchschnitt bis zu 235 Euro pro Jahr zusätzlich für die neuen Regelungen zahlen könnten. Zudem stellt das Pfandsystem Anforderungen an die Rückgabe, Lagerung, Transport und birgt technische Schwierigkeiten, die insbesondere für Familien mit geringem Einkommen, Alleinerziehende und Pensionisten eine besondere Belastung darstellen.

EU-Recyclinglandschaft und Herausforderungen

Die häufigste Methode zur Entsorgung von Kunststoffabfällen in Europa ist die Energierückgewinnung, die eine Umwandlung dieser Abfälle in Wärme, Elektrizität oder Brennstoff umfasst. Recycling tritt als zweithäufigste Methode auf, doch etwa die Hälfte des für das Recycling gesammelten Kunststoffs wird in Länder außerhalb der EU exportiert. Gründe hierfür sind oft fehlende Kapazitäten, Technologien oder finanzielle Ressourcen zur lokalen Abfallbehandlung. Im Jahr 2021 begaben sich 33 Millionen Tonnen Abfall der EU in Drittstaaten, hauptsächlich in die Türkei, Indien und Ägypten. Die Einfuhrbeschränkungen Chinas haben die Exporte verringert, was möglicherweise zu einer Zunahme der Verbrennung und Deponierung von Kunststoffabfällen in Europa führen könnte.

Im Jahr 2019 gelangen etwa 22 Millionen Tonnen Kunststoff in Böden, Flüsse und Meere, und Prognosen deuten darauf hin, dass der Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt bis 2060 sich verdoppeln wird. Die damit verbundenen Treibhausgasemissionen lagen 2019 bei 1,8 Milliarden Tonnen, was 3,4% der weltweiten Emissionen entspricht. Die EU ist daher auf der Suche nach besseren, kreislauffähigen und klimafreundlichen Methoden zur Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen.

Innovationen im Kunststoffrecycling

Um die Recyclingquote zu verbessern, arbeiten Unternehmen wie CreaCycle GmbH, EPC Engineering & Technologies GmbH und LÖMI GmbH an einem Positionspapier zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Dieses Dokument zielt darauf ab, die Diskussion über Abfallrichtlinien und -technologien zu fördern. Der Vorschlag beinhaltet eine EU-Richtlinie, die eine Verwertungshierarchie auf Basis physikalischer und chemischer Prozesse ermöglichen soll. Insbesondere wird auf die Notwendigkeit hin gewiesen, das Potenzial des lösemittelbasierten Recyclings zu nutzen und es in die Richtlinien aufzunehmen, um die Wiederverwendung von Polymeren zu ermöglichen.

Ein Beispiel für innovative Recyclingprozesse ist der CreaSolv® Prozess, der als Alternative zur Verbrennung von schadstoffbelastetem expandiertem Polystyrol (EPS) konzipiert wurde. Dieser Prozess wird von CreaCycle und dem Fraunhofer-Institut entwickelt und ist Bestandteil einer Demonstrationsanlage, die in Zusammenarbeit mit PolyStyrene Loop B.V. gebaut wird.

Während die aktuelle Debatte um die „Sammelheld:innen“-Kampagne von Totschnig und die Reaktion der FPÖ zeigt, wie komplex das Thema Kunststoffrecycling in Österreich ist, bleibt die Notwendigkeit für tiefgreifende Veränderungen und eine umfassende Diskussion über die verschiedenen Ansätze und Lösungen zur Abfallbewirtschaftung unverändert. Diese Herausforderungen machen deutlich, dass mehr als nur oberflächliche Lösungen benötigt werden, um die gesteckten Recyclingziele zu erreichen und den wachsenden Umweltproblemen entgegenzuwirken.

Details
Ort Österreich
Quellen