Lepra kehrt zurück: Erster Fall in Wien seit Jahrzehnten entdeckt!

Wien, Österreich - Ein Fall von Lepra in Wien sorgt für Aufsehen, denn es handelt sich um die erste bestätigte Diagnose der Krankheit seit Jahrzehnten. Ein über 60-jähriger Wiener Reiseleiter hat sich mit der als ausgerottet geltenden Krankheit infiziert. Laut exxpress.at traten die ersten Symptome bereits vor eineinhalb Jahren auf. Zu diesen Symptomen gehören Lähmungen, Taubheitsgefühle sowie Hautausschläge, die zunächst als harmlos wahrgenommen wurden.

Der Patient suchte Hilfe bei verschiedenen Ärzten und Alternativmedizinern, bevor eine Freundin in Berlin telefonisch eine Ferndiagnose stellte. Schließlich erhielt er eine Bestätigung der Diagnose im AKH Wien: Er leidet an lepromatöser Lepra, der gefährlichsten Form der Krankheit. Die Lepra-Bakterien, bekannt als Mycobacterium leprae, können sich im Körper verbreiten, jedoch erfolgt die Übertragung nur bei intensivem und langem Kontakt mit einem Infizierten.

Der Weg zur Diagnose

Der genaue Ort der Ansteckung bleibt unklar; die Inkubationszeit der Krankheit kann bis zu 20 Jahre betragen. Der Mann war in der Vergangenheit häufig in Afrika und Asien beruflich unterwegs, was eine mögliche Ansteckung begünstigen könnte.

Lepra, auch als Aussatz bekannt, ist eine chronische Infektionskrankheit, verursacht durch die genannten Bakterien, die Veränderungen an Haut, Schleimhäuten, Nervengewebe und Knochen hervorrufen kann. Diese Krankheit wurde erstmals 1873 von Gerhard Armauer Hansen entdeckt, weshalb sie auch als Morbus Hansen bezeichnet wird. In Österreich ist Lepra meldepflichtig, und der letzte Verdachtsfall wurde 2015 registriert, der sich jedoch nicht bestätigte.

Historische Perspektive

Die Geschichte der Lepra ist tief mit Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung verbunden. Als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit, mit Nachweisen in 4000 Jahre alten Funden in Indien, wurde Lepra oft mit dem Leben außerhalb menschlicher Siedlungen assoziiert. Im Mittelalter war die Krankheit besonders verbreitet, erlebte jedoch einen Rückgang bis zum 16. Jahrhundert. Nach der Übermittlung der Symptome ist die Therapie heutzutage jedoch sehr erfolgreich und umfasst eine Kombination von Antibiotika.

Langfristig verfolgt die WHO das Ziel, Lepra auszurotten, auch wenn die Herausforderung durch die lange Inkubationszeit besteht. Während die Neuerkrankungen in Europa stark zurückgegangen sind, werden in Entwicklungsländern nach wie vor hohe Zahlen neuer Fälle verzeichnet. Im Jahr 2019 wurden nur 42 neue Fälle in Europa dokumentiert, jedoch bleibt das Thema Lepra weiterhin relevant, wie der Fall in Wien zeigt.

Zusätzlich zu den aktuellen Entwicklungen zeigen Forschungen des Max-Planck-Instituts und verschiedener Universitäten, dass die Erreger der Lepra im mittelalterlichen Europa eine große genetische Diversität aufwiesen. Diese Befunde entstammen Proben aus einer Zeitspanne von 400 bis 1400 n. Chr. und tragen zur besseren Verständnis der Geschichte und Übertragungsdynamik der Krankheit bei. Historische Genome des Mycobacterium leprae legen nahe, dass die Krankheit schon viel länger existiert als zuvor angenommen, was das aktuelle Geschehen in Wien in einen breiteren historischen Kontext stellt.

Insgesamt zeigt dieser Fall, dass Lepra nicht vollständig aus der Welt verschwunden ist. Die medizinische Gemeinschaft muss weiterhin wachsam sein und die Öffentlichkeit über die Anzeichen und die Behandlungsmöglichkeiten informieren.

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Ort Wien, Österreich
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