Karl-Heinz Grasser im Innsbrucker Ziegelstadel: So trist wird sein Alltag!

Karl-Heinz Grasser beginnt Mai 2025 seine Haft im Innsbrucker Ziegelstadl. Einblick in den strengen Gefängnisalltag.
Karl-Heinz Grasser beginnt Mai 2025 seine Haft im Innsbrucker Ziegelstadl. Einblick in den strengen Gefängnisalltag.

Justizanstalt Innsbruck, 6020 Innsbruck, Österreich - Am 30. Mai 2025 wird der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser seine vierjährige Haftstrafe in der Justizanstalt Innsbruck antreten, die auch als Ziegelstadl bekannt ist. Grasser, der vor 25 Jahren als „Mister Nulldefizit“ internationale Aufmerksamkeit erregte, muss gemäß den Rechtsprechungen mindestens die Hälfte seiner Strafe absitzen. Trotz seiner bekannt aggressiven Kampagne gegen staatliche Institutionen hat Grasser bisher keinen Vorteil aus seinen Versuchen ziehen können. Seine Strafe gilt als mild, insbesondere auch wegen der langen Verfahrensdauer, die er durch Beweisanträge und Verschleierungstaktiken selbst verschuldet hat. Kürzlich erklärte er Privatkonkurs und erhielt nun eine „Aufforderung zum Haftantritt“.

Das Gefängnis, in das Grasser verlegt wird, hat den Ruf, überfüllt zu sein, mit oft vier Insassen in einem Raum und zusätzlichen Stockbetten. Für andere Einrichtungen, wie die in Wien-Josefstadt, wird berichtet, dass bis zu zehn Personen pro Zelle untergebracht sind. Diese Überbelegung ist ein Faktor, der sich stark auf den Alltag der Häftlinge auswirkt. Grasser wird mit Bedingungen konfrontiert, die als alles andere als human angesehen werden können, insbesondere im Hinblick auf einen Personalmangel, der auch zu einer verschärften Isolation führt.

Der Alltag im Gefängnis

Der Gefängnisalltag in Innsbruck beginnt für die Insassen um 6 Uhr morgens mit dem Wecken. Nach dem Frühstück folgt eine Standkontrolle, bevor der eigentliche Tagesablauf ab 7 Uhr startet. Die Gefangenen haben optionale Arbeitsmöglichkeiten in einer Tischlerei, einer Schlosserei und in einer KFZ-Werkstätte, jedoch sind viele der Werkstätten aufgrund von Personalmangel geschlossen.

Aktuell arbeiten Insassen im Durchschnitt nur drei Stunden pro Tag, wobei etwa 30 Prozent der Häftlinge in Innsbruck keine Beschäftigung haben, was zu einem unzumutbaren Tagesablauf führt. Ein wesentlicher Bestandteil des Strafvollzugs ist die Resozialisierung, die gemäß dem Strafvollzugsgesetz von 1977 als Ziel festgelegt ist. In diesem Kontext wird betont, dass Arbeitsmöglichkeiten im Gefängnis ein erster Schritt zur Rückkehr in ein straffreies Leben sein können.

Herausforderungen und Perspektiven

Die psychische Betreuung der Insassen ist ebenfalls besorgniserregend. Viele psychisch kranke Häftlinge werden medikamentös sediert, teils aufgrund des Mangels an spezialisierten Anstaltspsychiatern. Die Problematik wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass der Nachtdienst am Wochenende bereits um 12:30 Uhr beginnt, während er an Wochentagen erst um 15:00 Uhr einsetzt. Dies führt dazu, dass die Insassen oft bis zu 23 Stunden täglich in ihren Zellen eingesperrt sind, mit nur einer Stunde für den Hofgang.

Die Bedingungen in der Justizanstalt Innsbruck sind symptomatisch für die Herausforderungen im österreichischen Strafvollzug. Das Ziel der Resozialisierung wird dadurch untergraben, dass viele Gefangene kaum zu einer sinnvollen Beschäftigung kommen, was langfristig die Rückfallquoten erhöht. Jüngste Studien zeigen, dass die Rückfallquote entlassener Gefangener bei rund einem Drittel innerhalb der ersten drei Jahre liegt, während eine bessere Einbindung in Arbeitsmöglichkeiten und Bildung zur verringerten Rückfallquote beitragen könnte. Die politische Debatte über alternative Strafmaßnahmen und die Notwendigkeit, den Fokus stärker auf die Resozialisierung zu legen, bleibt nach wie vor aktuell.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie Grasser mit diesen Bedingungen konstant umgehen kann, während er sich auf seine Haft vorbereitet. Die Erfahrungen der Häftlinge in diesem überfüllten und angespannten Umfeld könnten für ihn eine harte Lektion über die Realität des Strafvollzugs darstellen.

Für weitere Informationen über die Lebensbedingungen im Strafvollzug und die Herausforderungen für Gefangene hat oe24 tiefgehende Einblicke gegeben, ergänzt durch die Berichterstattung von Falter, sowie die umfassenden Analysen zur Resozialisierung im Kontext des deutschen Strafvollzugs von bpb.

Details
Vorfall Inhaftierung
Ort Justizanstalt Innsbruck, 6020 Innsbruck, Österreich
Quellen