Gewerkschafter Karl Dürtscher mit 64 Jahren verstorben – Österreich trauert!

Schruns, Vorarlberg, Österreich - Karl Dürtscher, der seit 2018 als Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA diente, ist im Alter von 64 Jahren verstorben. Dürtscher prägte das Arbeitsleben in Österreich maßgeblich und verhandelte über 170 Kollektivverträge, zuletzt in der Metall- und Elektronikindustrie. Seine Kollegen und Vorgesetzten betonen seinen unermüdlichen Einsatz für die Kollektivvertragspolitik, die zu seinen größten politischen Errungenschaften zählt. Insbesondere die Verhandlungen zur Corona-Kurzarbeit fallen unter seine Verdienste, da diese Regelung ein wesentliches Instrument zur Bekämpfung der Auswirkungen der Pandemie war. Barbara Teiber, Vorsitzende der GPA, würdigte Dürtscher als Freund, erfahrenen Kollegen und aufrechten Gewerkschafter, der die Interessen der Arbeitnehmer leidenschaftlich vertreten hat.
Dürtscher wurde 1961 in Schruns, Vorarlberg, geboren. Nach seiner Lehre bei den Vorarlberger Illwerken nahm er eine Anstellung bei der Vorarlberger Zementwerke AG an. 1985 wechselte er zur Gewerkschaft der Privatangestellten in Wien und setzte sich dort in verschiedenen Funktionen für die Belange der Arbeitnehmer ein. Ab 1996 war er Kammerrat in der Arbeiterkammer Wien und übernahm auch Verantwortung in der Sozialversicherung.
Die Bedeutung der Kurzarbeit
Die Corona-Kurzarbeit, ein spezielles Modell, das 2020 entwickelt wurde, spielte eine zentrale Rolle während der wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Pandemie. Die Regelung sah eine vorübergehende, zeitlich begrenzte Reduktion der Arbeitszeit vor, die mit einer finanziellen Entlastung für betroffene Arbeitnehmer verbunden war. Arbeitnehmer:innen erhielten während der Kurzarbeit eine Unterstützung, die über ihrer Arbeitszeitlag lag, was sicherstellte, dass sie trotz reduzierter Arbeitszeit nicht in existenzielle Schwierigkeiten gerieten. Diese Unterstützung wurde vom Arbeitgeber gemeinsam mit dem Entgelt ausgezahlt, und die Arbeitsnehmer:innen blieben durch die Beitragsgrundlage unangetastet, was für ihre künftige Pension von Bedeutung war. Die Einigung darüber erfolgte stets zwischen den Sozialpartnern, also Gewerkschaft und Bundeswirtschaftskammer, und stellte sicher, dass die Regelungen für alle Beteiligten fair waren, was Dürtscher besonders am Herzen lag.
Über 450 Kollektivverträge werden jährlich in Österreich verhandelt, und 98 Prozent aller Beschäftigten arbeiten unter einem solchen Vertrag. Diese Verträge regeln essentielle Aspekte des Arbeitslebens, einschließlich Arbeitszeiten, Löhne, Urlaub, Kündigungsfristen sowie zahlreiche soziale Leistungen. Kollektivverträge sind nicht nur wichtig für den individualisierten Schutz der Arbeitnehmer, sondern tragen auch erheblich zur sozialen Stabilität in der Gesellschaft bei.
Kollektivverträge und ihre Relevanz
Kollektivverträge stellen eine rechtlich bindende Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften dar und gewährleisten, dass alle Arbeitnehmer- und Arbeitgeber innerhalb eines bestimmten Wirtschaftszweigs gleiche Mindeststandards einhalten. In den Verträgen sind oft bessere Bedingungen als die gesetzlich festgelegten Mindestanforderungen enthalten. Aufgrund der hohen Abdeckung durch Kollektivverträge ist in Österreich kein gesetzlicher Mindestlohn notwendig.
Die starke Rolle der Gewerkschaften in der Kollektivvertragsverhandlung spiegelt sich auch in den regelmäßig geführten Herbstlohnrunden wider, die in Zeiten hoher Inflation besonders wichtig sind. Diese Runden bilden die jährlichen Verhandlungen über Lohnerhöhungen und weitere Arbeitsbedingungen, die dann in den Kollektivverträgen festgehalten werden.
Karl Dürtschers Tod stellt nicht nur einen Verlust für die GPA, sondern für die gesamte Sozialpartnerschaft in Österreich dar. Sein Engagement für die Rechte der Arbeitnehmer und seine zentrale Rolle in der Gestaltung der Kollektivverträge werden in der Branche geschätzt und bleiben unvergessen. Die Herausforderungen, die Dürtscher in seiner Karriere meisterte, werden auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle in der österreichischen Arbeitswelt spielen.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Schruns, Vorarlberg, Österreich |
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