Ärztemangel in Österreich: Patienten werden teils abgewiesen!

Mangel an Ärzten in Österreich: Ein 58-Jähriger berichtet von mehrfacher Arztabweisung und der aktuellen Unterversorgung.
Mangel an Ärzten in Österreich: Ein 58-Jähriger berichtet von mehrfacher Arztabweisung und der aktuellen Unterversorgung.

Wels, Österreich - In Österreich wird der Mangel an Ärzten immer deutlicher. Laut einem aktuellen Bericht der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich zeigt sich diese Problematik besonders in der Allgemeinmedizin. Ein Beispiel ist ein 58-jähriger Mann aus dem Bezirk Wels, der trotz schwerer Symptome wie hohem Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen von mehreren Ärzten abgewiesen wurde. Nur beim vierten Arzt erhielt er schließlich einen Termin, musste dafür jedoch eine 30-minütige Autofahrt auf sich nehmen. Dieser Fall verdeutlicht die Schwierigkeiten vieler Österreicher, einen behandelnden Arzt zu finden, auch wenn sie in der Regel nicht ernsthaft krank sind. Der Mann beschrieb, dass er Arztpraxen zuvor lediglich von außen kannte und nie intensive medizinische Betreuung benötigte. AK-Präsident Andreas Stangl unterstrich die alarmierende Situation: Im April waren in Oberösterreich 47 Arztstellen unbesetzt, darunter 31 Allgemeinmediziner. Stangl betonte auch die essentielle Bedeutung einer gesicherten medizinischen Versorgung und der damit verbundenen Rechtsansprüche, die insbesondere bei Krankschreibungen relevant sind.

Die Probleme im österreichischen Gesundheitssystem sind jedoch nicht nur lokal begrenzt. Die allgemeine Situation in Österreich zeigt einen drastischen Rückgang an Kassenärzt:innen in den letzten Jahren, während die Anzahl der Patient:innen kontinuierlich ansteigt. Aktuell sind rund 300 Kassenstellen in ganz Österreich unbesetzt, davon 182 in der Allgemeinmedizin. Diese Situation hat zur Folge, dass immer mehr Menschen keinen Hausarzt in ihrer Nähe haben. Der Bericht von [gewerkschaften-online] weist darauf hin, dass die Zahl der Kassenärzt:innen von 2000 bis heute nur um 1 % gestiegen ist, obwohl die Bevölkerung im selben Zeitraum um 17 % gewachsen ist. Im Jahr 2000 gab es 8.203 Kassenärzte, inzwischen sind es lediglich 8.300. Besonders betroffen sind Fachrichtungen wie die Kinderheilkunde und Frauenheilkunde.

Die Auswirkungen des Ärztemangels

Zwischen 2017 und 2023 sank die Zahl der Kassenstellen bei Chirurg:innen um 16 und bei Hautärzt:innen um 79. Ein besonders beunruhigendes Verhältnis zeigt sich in der Dermatologie: Im Durchschnitt kommen auf eine Hautärztin 36.634 Einwohner:innen, was die Erreichbarkeit für Patienten erheblich einschränkt. Das steigende Bedürfnis nach medizinischer Versorgung führt dazu, dass der Anteil der Wahlärzt:innen von 58 % im Jahr 2017 auf 71 % im Jahr 2023 erhöht wurde. Die Mehrheit der Patienten geht zunehmend zu Wahlärzten, da die Kassenärzt:innen oft überlastet sind und nur begrenzte Zeit für die Patienten aufbringen können.

Laut den Meinungen von Ärzten ist die Zeit, die sie pro Patient:in zur Verfügung haben, viel zu kurz. Kassenärzt:innen betreuen derzeit durchschnittlich 100 bis 120 Patient:innen pro Tag und müssen dabei mit einer Konsultationszeit von nur etwa 5 bis 7 Minuten auskommen. Diese Zeitspanne reicht oft nicht aus, um eine umfassende und qualitativ hochwertige Betreuung sicherzustellen, während 20 Minuten pro Patient:in tatsächlich notwendig wären. Die überlasteten Ärzte beklagen sich über die Notwendigkeit, möglichst viele Patienten zu behandeln, um finanzielle Aspekte zu berücksichtigen, was eine zwischenzeitliche Erhöhung der Arbeitsbelastung zur Folge hat.

In Anbetracht dieser Herausforderungen ist die Sicherstellung einer adäquaten medizinischen Versorgung in Österreich von großer Bedeutung. Die Situation beim Ärztemangel stellt nicht nur eine Herausforderung für die Betroffenen dar, sondern erfordert auch dringende Maßnahmen von Seiten der Gesundheitspolitik, um das Gesundheitssystem in eine nachhaltige Richtung zu lenken. Die Ausdünnung des Gesundheitssystems hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Patientenversorgung, sondern auch langfristige Konsequenzen für die gesamte Bevölkerung, die auf eine verlässliche medizinische Betreuung angewiesen ist. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Berichten von [5min] und [orf].

Details
Vorfall Sonstiges
Ursache Mangel an Ärzten
Ort Wels, Österreich
Quellen