Zukunftsstrategien: Wiener Sommerfest der Industrie bringt Entscheider zusammen

Wien, Österreich - Am 5. Juni 2025 fand das Sommerfest der Industriellenvereinigung (IV) Wien im Arkadenhof des Wiener Rathauses statt. Rund 700 Gäste, darunter der Bürgermeister Michael Ludwig und der Bundeskanzler Christian Stocker, versammelten sich bei der hochkarätigen Veranstaltung. Moderiert wurde das Fest von Jenny Laimer. Christian C. Pochtler, Präsident der IV-Wien, eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede, in der er 2025 als „Jahr des Umbruchs“ bezeichnete – sowohl politisch als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich. Vor allem die Verantwortung von Führungskräften in verschiedenen Bereichen stand dabei im Fokus.
Pochtler wies auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen hin, die Österreich betreffen. Dazu zählen der Verlust von Standortvorteilen und überzogene Lohnabschlüsse. Er forderte dringend Strukturreformen und Zukunftsinvestitionen, wobei er das Doppelbudget 2025/2026 als erste Chance für notwendige Reformen hervorhob. Bürgermeister Michael Ludwig betonte in seiner Ansprache die immense Bedeutung der Industrie für Wien. Hier sind etwa 9.100 Betriebe ansässig, die 170.000 Beschäftigte im produzierenden Sektor unterstützen. Ludwig dankte der Industrie und der IV-Wien für deren Kampf gegen die Deindustrialisierung.
Wirtschaftliche Herausforderungen und politische Verantwortung
Bundeskanzler Christian Stocker thematisierte in seiner Rede unangenehme Wahrheiten. Er identifizierte Bürokratie und Regulierungen als Hauptprobleme, mit denen Unternehmen in Österreich konfrontiert sind. Hohe Teilzeit- und Abgabenquoten belasten die Wirtschaft, und Stocker betonte die Notwendigkeit gesamtstaatlicher Anstrengungen, um das Wirtschaftswachstum zu sichern und auszubauen. Die politischen Diskussionen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften, einschließlich Deutschland, ein Rückgang des Anteils des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung verzeichnet werden kann. In Deutschland fiel dieser Anteil von etwa 20 % im Jahr 2000 auf 17 % im Jahr 2020.
Die Begriffe „Deindustrialisierung“ und die damit verbundenen Herausforderungen sind auch in den Diskussionen der letzten Jahre prominent gewesen. Aktuelle geopolitische Risiken und wirtschaftliche Herausforderungen, wie steigende Energiepreise und mögliche Gasmangellagen, könnten sowohl in Deutschland als auch in Europa zur Reduzierung der Produktion und sogar zu Arbeitsplatzabbau führen. Diese Entwicklungen rufen nach einer modernen Industriepolitik, die auf Nachhaltigkeit und technologische Souveränität abzielt. Wirtschaftsdienst weist darauf hin, dass staatliche Interventionen notwendig sind, um Transformationsprozesse zu unterstützen und das Markversagen abzufedern.
Industriepolitik im Kontext globaler Herausforderungen
Die deutsche Industrie wird oft als der „kranke Mann Europas“ betitelt, wobei bereits vor der Corona-Pandemie 2020 eine Stagnation in der Produktion festzustellen war. Die pandemiauslösenden Schocks und der Ukraine-Krieg haben die wirtschaftlichen Belastungen verstärkt. In der Diskussion um Industriepolitik wird gefordert, die Anpassungslasten abzufedern und Deindustrialisierung zu vermeiden. Eine enge Kooperation der EU-Länder wird als notwendig erachtet, um technologische Abhängigkeiten zu reduzieren und Innovationskraft zu sichern. Die bpb hebt hervor, dass der Fahrzeugbau und weitere Industriezweige, wie der Maschinenbau und die Elektroindustrie, tragende Säulen der deutschen Wirtschaft darstellen.
Die Herausforderungen des demografischen Wandels, des Klimawandels und der Ressourcenknappheit erfordern signifikante Investitionen und Innovationen. Technologische Entwicklungen müssen eng mit den Bedürfnissen einer nachhaltigen Wirtschaft abgestimmt werden. Auch wenn die digitale und ökologische Transformation anspruchsvoll ist, bestehen Chancen für Deutschland, mit seiner breiten Industriebasis die Herausforderungen der Megatrends erfolgreich zu bewältigen. Letztendlich müssen alle Akteure – Staat, Industrie und Gewerkschaften – zusammenarbeiten, um eine zukunftsfähige Industriepolitik zu gestalten, die den wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen von morgen gerecht wird.
Mit den hochrangigen Rednern und Gästen der Veranstaltung im Wiener Rathaus wird deutlich, dass die Industrie nicht nur als Motor für die Wirtschaft fungiert, sondern auch im gesellschaftlichen und politischen Diskurs eine zentrale Rolle spielt. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie erfolgreich Österreich und Deutschland auf die Herausforderungen dieser Zeit reagieren können.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Wien, Österreich |
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