Festwochen 2025: Eröffnung mit Liebe, Musik und Jelinek-Premiere!

Rathausplatz, 1010 Wien, Österreich - Die Wiener Festwochen haben am Freitagabend mit einem festlichen Auftakt am Rathausplatz begonnen. Intendant Milo Rau aus der Schweiz begrüßte die anwesenden Gäste und stellte das Motto der Festwochen 2025 vor: „Republik der Liebe“. Dieses Leitmotiv soll die emotionalen und politischen Diskussionen des aktuellen Zeitgeschehens reflektieren. Die Festwochen dauern bis zum 22. Juni 2025 und bieten ein umfangreiches Programm mit rund 50 Projekten.
Besondere Höhepunkte der Festwochen sind die erste Wiener Aufführung von Elfriede Jelineks Stück „Burgtheater“ im Burgtheater sowie ein immersives Projekt der Theatergruppe SIGNA im Funkhaus, dem zentralen Veranstaltungsort des Festivals. Jelineks Werk thematisiert den Übergang des Nationalsozialismus in die Nachkriegszeit und kritisiert die Opfer- und Widerstands-Lüge der Zeit. Das Stück wird als einer der großen Mythen der Theatergeschichte betrachtet und zeigt prophetische Verbindungen zur gegenwärtigen politischen Situation in Europa auf. So sind in Ländern wie Ungarn und Italien neofaschistische Parteien an der Macht, während in Deutschland und Frankreich rechte Parteien nach Regierungsgewalt streben. Auch in Österreich wird für Herbst 2024 ein Wahlsieg der rechtspopulistischen FPÖ erwartet, geführt von Herbert Kickl, der als aussichtsreicher Kanzlerkandidat gilt. Experten prognostizieren eine mögliche Rückkehr zu einer nationalen Kultur, wie sie in Jelineks Werk beschrieben wird, sollte Kickl tatsächlich an die Macht kommen.
Vielfältiges Eröffnungsprogramm
Das Eröffnungsfest unter dem Motto „V is for LoVe“ lockte zahlreiche Besucher an, die bei freiem Eintritt in das musikalische Angebot eintauchen konnten. Dieses reichte von Punk bis Klassik und sorgte für eine lebendige Atmosphäre. Unter den angekündigten Künstlern befanden sich bekannte heimische Popgrößen wie Soap & Skin und Nino aus Wien sowie die Jauntaler Trachtenkapelle. Darüber hinaus traten auch internationale Künstler auf, darunter die deutsche Song Contest Siegerin von 1982, Nicole, und die US-amerikanische Superstar Laurie Anderson. Die Eröffnungsfeier wurde ab 21.20 Uhr live auf ORF 2 und 3sat übertragen, um auch ein breiteres Publikum zu erreichen.
Hintergrund zur Theaterwissenschaft
Parallel zu den Festwochen beschäftigt sich das Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Wien mit der Geschichte des Theaters im Kontext des Nationalsozialismus. Gegründet 1943, hat das Institut unter der Leitung von Birgit Peter diverse Ausstellungen und Publikationen zur Gründungsgeschichte und deren Verknüpfungen mit postnazistischen Entwicklungen erarbeitet. Ein aktuelles Projekt, das im Oktober 2023 startete, untersucht die nationalsozialistische Verwobenheit des Fachs und befasst sich mit verdrängten Beiträgen zur Theatergeschichte. Im Rahmen dieses Projekts wird auch eine Podiumsdiskussion zum Thema “NS-Fachgeschichte der Theaterwissenschaft” am 11. Dezember 2023 stattfinden. Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt und soll zur Diskussion aktueller Themen anregen.
Die Kombination aus den Wiener Festwochen und den ongoing Diskursen zur Theaterwissenschaft zeigt, wie tiefgreifend die kulturelle Szene der Stadt in gesellschaftliche und politische Fragen eingebettet ist. In einer Zeit, in der die Rückkehr zu nationalen Erzählungen sowie eine verstärkte politische Teilung in Europa spürbar sind, bietet das Festival eine Plattform, um diese Herausforderungen kreativ zu reflektieren und zu diskutieren.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Rathausplatz, 1010 Wien, Österreich |
Quellen |