Frauenpower in der Habsburgermonarchie: Politische Handlung sichtbar gemacht

Wien, Österreich - Am 28. Mai 2025 wird im Parlament in Wien der neue Themenband mit dem Titel „Frauen als politisch Handelnde. Beiträge zur Agency in der Habsburgermonarchie, 1780-1918“ vorgestellt. Dieser Band, herausgegeben von Barbara Haider-Wilson und Waltraud Schütz, beide vom Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), zielt darauf ab, das politische Handeln von Frauen in der Habsburgermonarchie sichtbar zu machen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe „Parlament und Demokratie – gestern und heute“ statt und wird von Parlamentsdirektor Harald Dossi eröffnet. Katrin Keller, die im Parlamentsarchiv tätig ist, wird die Moderation übernehmen.
Der Themenband zeigt die Vielfalt des politischen Handelns von Frauen in der späten Habsburgermonarchie auf. Haider-Wilson erklärt, dass es nicht darum geht, „Heldinnen“ zu präsentieren, sondern die politische Kommunikation und Handlungsmuster, innerhalb derer Frauen agierten, zu beleuchten. Schütz hebt die schwierige Quellenlage hervor, da Aufzeichnungen von Frauen häufig dem „Privaten“ zugeschrieben wurden. Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit von Forschungsarbeiten, die sich explizit mit der Rolle von Frauen in der Politik befassen.
Politische Teilhabe und Geschlechterordnung
Die Key-Note wird von Gabriella Hauch, einer emeritierten Professorin für Neuere Geschichte sowie Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien, gehalten. Sie thematisiert die „bürgerliche Geschlechterordnung“ des 19. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf die politische Teilhabe von Frauen. Hauch argumentiert, dass die Französische Revolution Frauen von dieser Teilhabe ausschloss und diese Ausschlüsse durch restaurative Maßnahmen in den Gesetzen weiter verfestigt wurden. Politische Mitbestimmung wurde zunehmend als Männern vorbehalten, was zu einer Verfestigung starrer Geschlechterrollen führte.
Bereits im Jahr 1848 traten Frauen wieder in die politische Arena ein, wurden jedoch von vielen politischen Vereinen ausgeschlossen. Das Streben nach Emanzipation blieb bestehen, während die bürgerlich-liberale Frauenbewegung sich stark für Bildung einsetzte. Es ist bemerkenswert, dass sich Verfechterinnen der Frauenbildung oft um eine Vermeidung politischer Argumente bemühten und stattdessen die „Zweckmäßigkeit“ des Frauenstudiums betonten, was die Ambivalenz der damaligen Zeit unterstreicht.
Facetten der politischen Agency
Die Forschung hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht, indem sie eine quellenbasierte Sicht auf die Beteiligung von Frauen im 19. Jahrhundert ermöglicht hat. Frauen besaßen verschiedene Facetten politischer Agency: Sie waren nicht nur direkte Akteurinnen des politischen Aktivismus, sondern übten auch informelle Einflussnahme aus und betrieben Öffentlichkeitsarbeit. Diese Facetten verdeutlichen die Grenzüberschreitungen von Geschlechterrollen und die Verflechtungen im politischen Kontext der Habsburgermonarchie.
Ein Beispiel für die Rolle von Frauen in dieser Zeit kommt von Agnes Dietl, der Obfrau der Frauenortsgruppe Wien-Favoriten, die in einem Brief an Mitstreiterinnen im deutschnational-völkischen Verein Südmark ihre Dankbarkeit für die Anerkennung ihrer Tätigkeiten ausdrückt. Laut ihrer Schilderung werden die Bemühungen der Frauen im Verein als „unpolitisches Vergnügen“ beschrieben, was die Vorstellungen von Geschlechteridentitäten und deren politische Bedeutung in der damaligen Zeit reflektiert.
Die Präsentation des Sammelwerks ist somit nicht nur eine Würdigung der Beiträge von Frauen in der Politik der Habsburgermonarchie, sondern auch ein wichtiges Ereignis zur Erweiterung des historischen Diskurses über Frauen und ihre Rolle in politischen Prozessen.
Für weitere Informationen zur Veranstaltung kann ÖAW konsultiert werden. Der vollständige Sammelband ist zudem über persée.fr zugänglich.
Die Veranstaltung verspricht, ein bedeutender Schritt zur Sichtbarmachung der politischen Geschichte von Frauen zu sein und lädt die Gesellschaft ein, sich aktiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Der Sammelband und die Präsentation leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit der historischen Agency von Frauen in der Habsburgermonarchie.
Weitere Informationen zu diesem bedeutenden Thema finden Sie auch auf der Seite von OTS.
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Wien, Österreich |
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