Kündigungsflut bei Lieferando: 90 % der Fahrer akzeptieren Abfindung!

Lieferando trennt sich von angestellten Fahrern, bietet Abfindungen und plant Änderungen zur Plattformarbeit. Details hier.
Lieferando trennt sich von angestellten Fahrern, bietet Abfindungen und plant Änderungen zur Plattformarbeit. Details hier.

Wien, Österreich - Die aktuellen Veränderungen bei Lieferando führen zu einer massiven Kündigungswelle, die viele der angestellten Zusteller betrifft. Wie 5min berichtet, hat sich das Unternehmen entschieden, von angestellten Fahrern auf freie Dienstnehmer umzusteigen. Dies betrifft etwa 850 Fahrer, und die Umstellung erfolgt aufgrund wirtschaftlichen Drucks durch die Konkurrenz.

Rund 90 Prozent der betroffenen Mitarbeiter haben dem angebotenen Sozialplan zugestimmt, der bis zum 20. Mai verfügbar ist. Der Sozialplan umfasst freiwillige Abfindungen und Unterstützungsleistungen im Gesamtwert von etwa 1,7 Millionen Euro, wobei ein Härtefallfonds mit 400.000 Euro eingerichtet wurde. Laut Gewerkschaft vida werden die Mitarbeiter mit langen Kündigungsfristen bis spätestens August aus dem Unternehmen ausscheiden.

Nachteile der Umstellung

Die Personalpolitik von Lieferando steht in der politischen Diskussion, und auch Arbeits- und Sozialministerin Korinna Schumann hat angekündigt, der Plattformarbeit und Scheinselbstständigkeit mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Diese Entwicklung ist Teil eines größeren Trends, bei dem Plattformen zunehmend rechtliche Lücken nutzen, um die Arbeitsrechte von Beschäftigten zu umgehen, wie auch Arbeiterkammer Wien erläutert. Die EU hat daher eine Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Plattformarbeitern verabschiedet. Diese Richtlinie definiert Plattformarbeit und behandelt essentielle Themen wie Beschäftigungsstatus und algorithmisches Management.

Während die Kündigungen stattfinden, sucht Lieferando weiterhin nach neuen Mitarbeitern. Zwischen dem 16. April und dem 30. Juni wird zudem ein Bonus von zwei Euro pro erfolgreich zugestellter Bestellung gezahlt. Die Veränderungen bei Lieferando bringen sowohl kurzfristige Herausforderungen als auch langfristige Fragen hinsichtlich der Plattformarbeit auf, die für viele Arbeitnehmer zur Norm wird.

Politische Reaktionen und zukünftige Herausforderungen

Im Rahmen des Regierungsprogramms wird die Schaffung eines notwendigen Rechtsrahmens für Menschen in der Plattformarbeit gefordert. Die Wichtigkeit der Rechte von freien Dienstnehmern und Solo-Selbstständigen wird auch von Gewerkschaften betont, die sich für effektive Sanktionen gegen Plattformunternehmen einsetzen, die die neuen Regelungen nicht einhalten. Die Erarbeitung eines klaren Begriffs für „Kontrolle“ und „Abhängigkeit“ im Kontext der algorithmischen Verwaltung bleibt eine bedeutende Herausforderung.

Insgesamt zeigt die Situation bei Lieferando, wie wichtig Legislative und politische Maßnahmen sind, um die Arbeitsbedingungen in der Plattformwirtschaft nachhaltig zu verbessern und zu schützen.

Details
Vorfall Stellenabbau
Ursache wirtschaftlichen Druck
Ort Wien, Österreich
Schaden in € 1.700.000
Quellen