Politik

Stärke durch Fehler: Grazer Generalvikar plädiert für mehr Ehrlichkeit in der katholischen Kirche

Die Macht der Kirche im Wandel der Zeit: Von politischer Einflussnahme bis hin zur Stärkung durch Fehlerkultur.

Die katholische Kirche befindet sich laut dem Grazer Generalvikar Erich Linhardt in einem Lernprozess bezüglich einer Fehlerkultur. Linhardt betont, dass das Eingestehen von Fehlern ein Zeichen von Stärke und Glaubwürdigkeit ist, das die Kirche öfter praktizieren sollte. Lange Zeit habe die Kirche Schwierigkeiten gehabt, eigene schuldhaftes Verhalten einzugestehen, aus Angst vor einem Glaubwürdigkeitsverlust. Doch in den letzten Jahren habe er eine positive Veränderung in dieser Hinsicht beobachtet.

Die jüngsten Erklärungen der österreichischen Bischofskonferenz zum 90. Jahrestag der Maiverfassung von 1934 zeigen diesen Wandel. Erzbischof Franz Lackner und Bischof Wilhelm Krautwaschl haben sich für frühere Versäumnisse der Kirche während des Austrofaschismus entschuldigt. Linhardt weist auf die enge Verbindung zwischen politischer Macht und der Priesterschaft von 1918 bis 1938 hin.

Die Kirche hatte damals einen starken Einfluss auf den Staat, was zu Spannungen mit der Sozialdemokratischen Partei und der Arbeiterschaft führte. Die Kirche wurde von der Arbeiterschaft als Gegner wahrgenommen, was zu einem Entfremdungsprozess und Austritten aus der Kirche führte. Erst unter Kardinal Franz König und Bundeskanzler Bruno Kreisky gab es eine Annäherung und Entspannung.

Die lange Tradition des Zusammenspiels zwischen politischer Macht und kirchlichem Einfluss in Österreich wird von Linhardt hervorgehoben. Obwohl ein Lernprozess im Gange ist, sieht er das Machtproblem in der Kirche noch nicht endgültig gelöst. Es ist wichtig, dass Religionen nicht als politische Kampfinstrumente missbraucht werden, sondern die wahre Macht der Liebe als grundlegendes Prinzip des Christentums anerkannt wird, das letztlich alles verändern kann.

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