Im Stadtteil Haselhorst in Berlin-Spandau wird der Wohnraum knapp, während die Mieten stetig ansteigen. Viele Anwohner spüren die Auswirkungen von Neu- und Umbauprojekten, die zwar frischen Wind bringen sollen, aber oft eher als Belastung empfunden werden. Die Lebensqualität in der Gegend leidet unter kaputten Heizungen, zunehmendem Müll und Rattenplagen. Die Hoffnung der Bürger, dass sich die Situation verbessert, schwindet zusehends.
Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz und Mitglied der SPD, äußerte während einer Diskussionsveranstaltung, dass sich trotz der vielen Bauvorhaben in Haselhorst, wie dem Quartier Speicherballett, viele Menschen nach einer Rückkehr zu einem lebenswerten Kiez sehnen. Er betont, dass Veränderungen Ängste hervorrufen können, und genau diese Ängste wurden auch bei der Veranstaltung am 10. Oktober 2024 deutlich. Hier hatten Anwohner die Gelegenheit, ihre Bedenken und Erfahrungen zu teilen.
Wandel der Lebensqualität in Haselhorst
Rund 15 Anwohner nahmen an der Diskussionsrunde teil. Hauptthemen waren die steigenden Mieten, die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und die unzureichende Müllentsorgung. Roland Knödler, ein Anwohner, Ausdruck seiner Sorge, dass die Gemeinschaft durch den Zuzug bestimmter Personengruppen in eine negative Richtung gedrängt wird. „Wenn wir so weiter machen, werden wir in ein Ghetto abrutschen“, warnt er. Für viele Mieter ist die aktuelle Mieterhöhung unverständlich. Knödler merkt an, dass er über Mieterhöhungen nur dann nachvollziehen könnte, wenn etwas Positives für die Bewohner damit verbunden wäre – doch das sehe er nicht. Die Anwohner vermissen ansprechende Geschäfte und Treffpunkte.
Auch Andreas H., ein weiterer Anwohner, warnt vor der „Abwärtsspirale“, die er seit 60 Jahren beobachtet. Die sichtbare Zunahme von Ratten ist für ihn ein weiteres Zeichen der Missstände im Stadtteil. Trotz wiederholter Meldungen über Mängel an seine Wohnungsverwaltung, hat sich bislang nichts geändert. Der Unmut über die Privatisierung von Reinigung und Hausmeisterdiensten ist spürbar, da die Leistung dieser externen Dienstleister als unzureichend wahrgenommen wird.
Soziale Mischung und Neubauprojekte
Machulik ist sich der Herausforderungen im Stadtteil bewusst. „Wir wollen weder ein Ghetto, noch nur Transferleistungsbezieher in Haselhorst, und daran arbeiten wir“, erklärte er und bekundete, dass soziale Durchmischung Teil der Gesamtplanung sei. Durch gemischte Wohnprojekte sollen entsprechende Quoten erfüllt werden, um einen Ausgleich zu schaffen. Dies umfasst auch private Initiativen wie die Eigentumswohnungen auf der Insel Eiswerder und das Quartier Speicherballett, die zu einer Aufwertung des Kiezes beitragen sollen.
Der Staatssekretär betont, dass bezahlbare Mieten nicht gleich billig sind. Es ist wichtig, dass die Anwohner in der Lage sind, ihre Mieten zu tragen. Bei einem Anstieg der Nettokaltmiete um mehr als 27 Prozent des Haushaltsbudgets sollen Betroffene sich an ihre Verwaltung wenden dürfen, um Unterstützung zu erhalten. Machulik kündigte an, dass Veränderungen in der Dienstleistungsvergaben der landeseigenen Wohnungsunternehmen angestrebt werden, da die Bürger wieder einen Ansprechpartner vor Ort benötigen.
Dennoch bleibt die Frage der Lebensqualität weiterhin zentral. Bezirksverordnete Miloslava Büger unterstrich die Bedeutung der Bürgerbeteiligung. Sie sieht in der aktiven Mitwirkung der Anwohner an Planungsprozessen und Initiativen eine Chance auf Veränderung. „Die Mieter sind demotiviert. Sie wollen nicht mehr reden“, schließt Andreas Knödler den Abend frustriert ab und zeigt damit die Dringlichkeit der Situation.