Ein schockierendes Ergebnis bringt Licht auf die zutiefst gespaltenen Meinungen in Niedersachsen: Jeder vierte Einwohner fühlt sich manchmal „wie ein Fremder im eigenen Land“ – die Anwesenheit vieler Muslime wird als Hauptgrund genannt. Eine aktuelle Studie des Instituts für Demokratieforschung an der Universität Göttingen stellt fest, dass wichtige Themen wie Migration, Klimakrise und steigende Energiepreise die größten Sorgen der Menschen in Niedersachsen sind.
Aber es sind nicht nur diese Befürchtungen, die die Niedersachsen beschäftigen. Das Vertrauen in die Politik hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. Wie das Freilich Magazin berichtet, ist die Anzahl der Bürger, die Vertrauen in die Politiker haben, von 60 Prozent im Jahr 2021 auf magere 12 Prozent gesunken. „Die Menschen sind staatstragend, aber zunehmend unzufrieden“, erklärt Simon Franzmann, Direktor des Instituts in Göttingen.
Politiker im Tal der Tränen
Das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien und den Verfassungsschutz ist ebenfalls drastisch zurückgegangen. 2021 vertrauten 69 Prozent den Medien und 76 Prozent dem Verfassungsschutz, 2023 sind es nur noch 40 beziehungsweise 50 Prozent. Während die Bundesregierung bei den Niedersachsen kaum Zuspruch findet und nur 18 Prozent Zufriedenheit genießt, erfreut sich die Landesregierung mit Ministerpräsident Stephan Weil größerer Beliebtheit – 45 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden, und in der Kommunalpolitik sieht es sogar noch besser aus: 51 Prozent der Befragten loben sie.
Interessant ist jedoch der Widerspruch zur sogenannten Remigration, der von der Mehrheit der Befragten abgelehnt wird. Laut Philipp Harfst, Studienleiter, gebe es kein starkes Interesse daran, Ausländer in ihre Heimat zurückzuschicken, selbst wenn Arbeitsplätze knapp werden. Trotz dieser offenen Haltung stößt migrationskritisches Denken auf fruchtbaren Boden, wobei sich zwischen 20 und 30 Prozent der Befragten einzelnen rassistischen Aussagen anschließen, so berichtet IslamiQ.
Die Zerrissenheit der Gemeinschaft
Obwohl der Anteil der Bevölkerung, der extremistischen Ideologien anhängt, gering bleibt – nur etwa 1,5 Prozent der Niedersachsen besitzen ein geschlossen rechtsextremes Weltbild –, zeigt die Studie eine zunehmende Unzufriedenheit mit der politischen Führung und Medienlandschaft. Parteien wie die CDU und SPD konnten sich zumindest minimal positiv auf der Sympathieskala halten, während die Grünen und FDP schlechter abschneiden und Linke sowie AfD die unbeliebtesten Parteien bleiben.
Diese Umfrageergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die tief verankerten Ängste und Misstrauen in der Gesellschaft und fordern sowohl die politische Führung als auch die Bürger auf, Wege zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit zu finden. Es bleibt abzuwarten, wie Niedersachsen auf diese alarmierenden Befunde reagieren und versuchen wird, das Vertrauen der Menschen wiederherzustellen.