Görlitz. Ein strahlender Montagmorgen, und alles war bereit für die Übergabe eines offenen Briefes an Ministerpräsident Michael Kretschmer auf der Görlitzer Altstadtbrücke. Doch der Hauptakteur ließ die Anwesenden warten – wichtige Gespräche über die Zukunft der Landesregierung standen für ihn an. Der Brief, gefüllt mit Wünschen und Hoffnungen, ist nun auf dem Weg nach Dresden. Bekundungen von Vertretern aus Görlitz, Bautzen und Dresden verlangen eine durchgehende Radfernverbindung: Dresden-Wroclaw soll über Görlitz führen und damit diese Stadt zum Knotenpunkt für Radfahrer machen!
Ziel dieser Initiative ist eine Machbarkeitsstudie, die den ersten Schritt zur Verwirklichung dieser Verbindung darstellt. „Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um das Thema dem Freistaat vorzulegen”, so der Görlitzer Landrat Stephan Meyer. Ein attraktives Radwegenetz, das vom Freistaat finanziert wird, könnte der Region neuen Glanz verleihen. Die Idee ist nicht neu – bereits 2019 gab es Pläne, doch die Pandemie ließ alles ins Stocken geraten. Nun zeigt sich breites Interesse an der Umsetzung, so Wegebund-Geschäftsführer Frank Kutzner.
Verbindung zwischen Deutschland und Polen
Eine der Hauptschwierigkeiten bleibt der polnische Abschnitt des Radweges. Während in Deutschland bereits viele Radrouten existieren, sieht es auf der anderen Seite der Grenze noch mau aus. „Wenn die Finanzierung rechtzeitig erfolgt, könnte die Machbarkeitsstudie 2026 abgeschlossen sein“, nennt Kutzner die Vision. Bis 2030 könnte der Radweg auf deutscher Seite vollendet sein – samt sorgfältiger Planung und Marketing, das den Gästen Einkaufsmöglichkeiten und Übernachtungen entlang der Strecke schmackhaft macht.
Doch die Frage bleibt: Wie schnell wird auf der polnischen Seite gearbeitet? In der Zwischenzeit betont Landrat Meyer die Dringlichkeit der Instandhaltung bestehender Infrastruktur in Dresden. „Langfristige Ziele sind wichtig, aber die kurzfristigen Herausforderungen müssen zuerst bewältigt werden.“ Eine klare Verbindung auf bestehenden Radwegen könnte die Attraktivität der Region steigern, die sich auf ein ähnliches Erfolgskonzept wie der Radweg Berlin-Kopenhagen stützen könnte. Oliver Herberg von der Marketing-Gesellschaft sieht in dieser Radverbindung eine große Chance, die Sächsische Städteroute zu revitalisieren und viele kulturelle Highlights miteinander zu verknüpfen.