
Der Ostdeutsche Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk warnt vor einer dramatischen Wende in der politischen Landschaft Europas. In einem Interview mit oe24.at erklärte er, dass die Gefahr der "Orbánisierung" ein Zeichen dafür sei, dass wir an der Schwelle zu autoritären Systemen stehen. Kowalczuk äußerte diese Befürchtungen während seines Vortrags in Wien, wo er die Ursachen für die Stärke der AfD im Osten Deutschlands erörtert hat. Seine Prognosen über die kommende schwarz-rote Bundesregierung sind düster: Extreme Parteien werden durch die Enttäuschung der Wähler weiter an Einfluss gewinnen.
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen zeigen laut Kowalczuk besorgniserregende Trends. Die AfD hat in Brandenburg auf 29,2 Prozent zugelegt, während das Bündnis von Sahra Wagenknecht, mit 13 Prozent, ebenfalls stark abschneidet, was eine alarmierende Entwicklung für die Demokratie darstellt, wie er in einem Interview mit NDR Kultur betonte. Kowalczuk sieht die emotionale Entfremdung der Wähler im Osten als einen grundlegenden Faktor, der die Unterstützung für autoritäre Strukturen begünstigt. Viele Menschen empfinden eine Wut und Enttäuschung, die charakteristisch für die politische Stimmung in diesen Regionen ist.
Die Vorbereitungen auf eine düstere Zukunft
Kowalczuks Sorgen um die Zukunft der Demokratie sind tief verwurzelt in seiner Beobachtung der jüngsten Wahlergebnisse. Die AfD als stärkste Kraft in Thüringen und die wachsende Wahrscheinlichkeit, dass solche extremistischen Parteien zunehmend an Einfluss gewinnen, lässt ihn an der Stabilität der demokratischen Ordnung zweifeln. "Die Situation wird weitaus dramatischer, als viele es wahrhaben wollen", fügte er hinzu. Sein eindringlicher Appell an die Politik ist klar: Keine Koalitionen mit den Extremisten, um die demokratischen Werte zu schützen.
Emotionen spielen eine entscheidende Rolle in der politischen Mobilisierung, und Kowalczuk stellt fest, dass die AfD geschickt die sozialen Medien nutzt, um junge Wähler zu erreichen. In Brandenburg, wo die Wähler bereits ab 16 Jahren wählen dürfen, hat die AfD in der Altersgruppe der 16 bis 24-Jährigen eine Unterstützung von 32 Prozent erreicht. Kowalczuk warnte vor den Gefahren der politischen Passivität, vor einer Gesellschaft, die sich autoritär führen lassen will, anstatt aktiv ihre Zukunft mitzugestalten.
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