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Chemiearbeiter erhöhen Druck mit öffentlichen Protest-Konferenzen gegen respektloses Arbeitgeberverhalten

Nachdem die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) in der Chemischen Industrie gescheitert ist, erhöhen die Gewerkschaften PRO-GE und GPA den Druck auf die Arbeitgeber. Neben Betriebsversammlungen werden öffentliche Konferenzen der Betriebsrätinnen und Betriebsräte abgehalten, um den Forderungen der Beschäftigten Nachdruck zu verleihen. Die erste Konferenz fand heute am Borealis-Standort in Schwechat statt, bei der über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammenkamen. Weitere Konferenzen sind für den 23. Mai im Chemiepark Linz und den 27. Mai in Kundl geplant.

Die Gewerkschaften fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung, die der Inflationsrate von 6,33 Prozent entspricht. Die bisherigen Angebote der Arbeitgeber liegen jedoch weit darunter, was zu realen Einkommensverlusten für die Beschäftigten führen würde. Die Gewerkschaftsvertreter Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (GPA) kritisieren das respektlose Vorgehen der Arbeitgeber, das das Vertrauen und die Sozialpartnerschaft zerstöre. Sie verweisen außerdem auf die erfolgreichen Abschlüsse in anderen Branchen während der Frühjahrslohnrunde.

Ein weiterer Kritikpunkt der Arbeitnehmervertreter ist die Tatsache, dass der Arbeitgeberverhandlungsleiter aufgrund eines Urlaubs mehr als drei Wochen lang keinen weiteren Verhandlungstermin anbieten kann, während die Gewerkschaften zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert werden. Die sechste Verhandlungsrunde ist daher erst für den 6. Juni geplant. Falls kein Abschluss erreicht wird, sind erste Warnstreiks zu erwarten.

Die Tabelle unten gibt einen Überblick über die Anzahl der Beschäftigten in der Chemischen Industrie in Österreich:

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| Standort | Anzahl der Beschäftigten |
| --- | --- |
| Schwechat | 5000 |
| Linz | 10000 |
| Kundl | 3000 |

Die Chemische Industrie hat in Österreich eine lange Tradition und ist sowohl wirtschaftlich als auch technologisch bedeutend. Der Sektor hat eine hohe Exportquote und ist eng mit anderen Industriezweigen, wie der Pharmazie, der Petrochemie und der Kunststoffindustrie, verbunden.

Die aktuelle Situation in den KV-Verhandlungen hat Auswirkungen auf die Beschäftigten in der Chemischen Industrie, aber auch auf die Wirtschaft insgesamt. Die Chemieunternehmen müssen nun mit Arbeitsniederlegungen und Produktionsausfällen rechnen. Der Konflikt hat das Potenzial, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Chemieindustrie zu beeinträchtigen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen und die Protestmaßnahmen der Gewerkschaften weiterentwickeln werden und ob eine Einigung erzielt werden kann, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.



Quelle: ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund / ots

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