
In Braunau am Inn, der Stadt, die als Geburtsort Adolf Hitlers in die Geschichte einging, wird aktuell das Erbe der Nationalsozialisten auf den Prüfstand gestellt. Der Historiker Florian Schwanninger hat im Auftrag der Stadt die Biografien von vier Namensgebern von Straßen in der Stadt untersucht und dabei alarmierende Ergebnisse zutage gefördert. Besonders im Fokus stehen die Straßenbenennungen nach Josef Reiter, einem glühenden Hitler-Verehrer und Mitglied der NSDAP, sowie Eduard Kriechbaum, einem prominenten NS-Funktionär. Der Gemeinderat von Braunau hat nun entschieden, Reiter und Kriechbaum die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen, wobei bereits im Fall Reiter einstimmig zugestimmt wurde, während sich die FPÖ im Fall Kriechbaum enthielt, wie die Kleine Zeitung berichtete.
Die Umbenennung der Josef-Reiter-Straße, die nach einem Komponisten benannt ist, der zeitweise Hitler seine „Goethe-Symphonie“ gewidmet hat, wird durch das ständige Festhalten an einer eklatanten NS-Vergangenheit erschwert. Trotz einer Einigung über die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft verweist die Politik auf die Notwendigkeit eines umfassenden Forschungsprojektes, dessen Ergebnisse Basis für die weiteren Schritte sein sollen. Die Sturm & Drang Zeitung hebt hervor, dass, während die Stadt seit langem vermeidbare Schwierigkeiten hat, ihr "braunes Image" loszuwerden, die Benennung nach der NS-Person keinen Beitrag dazu leistet, diesen Schatten zu vertreiben.
Die Debatte um die Straßennamen in Braunau spiegelt ein tiefer liegendes Problem wider. Der Druck auf die Stadtpolitik wächst, sich ihrer Verantwortung zu stellen und sich von der NS-Vergangenheit zu distanzieren. Die Ergebnisse Schwanningers Studie könnten den Kurs der Stadtpolitik maßgeblich beeinflussen, indem sie den Weg für die Umbenennung mehrerer Straßen, darunter die Franz-Resl-Straße und die Dr.-Wilhelm-Scheuba-Gasse, ebnen. Bei der öffentlichen Diskussion über die historische Belastung dieser Namen zeigt sich, dass der Kampf gegen das Erbe des Nationalsozialismus in Braunau erst am Anfang steht.
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