Die Welt kennt jetzt die Farben des Fallschirms des syrischen Diktators Bashar al-Assad: die russische Trikolore. Assads Flucht nach Moskau, die auf den raschen Zusammenbruch seines Regimes folgte, bedeutet mehr als nur den Verlust eines Klientenstaates für den Kreml. Der Fall des Hauses Assad ist ein schwerer Schlag für die Bestrebungen von Präsident Wladimir Putin, als Machtbroker im Nahen Osten aufzutreten, und wirft neue Fragen zur Fragilität seines eigenen Regimes auf.
Reaktionen aus der Opposition
Putins Gegner in Russland zeigen sich bereits erfreut. Der prominente russische Oppositionsaktivist Ilya Yashin äußerte auf X: „Weniger ein Diktator und Verbündeter von Putin“. Er postete ein Foto eines brennenden Assad-Banners. Der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba kommentierte: „Putin hat Assad geopfert, um seinen Krieg in der Ukraine zu verlängern. Seine Ressourcen sind knapp und er ist nicht so stark, wie er vorgibt.“
Historische Parallelen
Für Beobachter von Putins Krieg gegen die Ukraine wirft Assads Abgang frappierende historische Parallelen auf. Assad reiht sich in die Liste von geflohenen Staatsoberhäuptern ein, ähnlich wie der ehemalige ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch, der 2014 nach Russland floh, nachdem wochenlange Straßenproteste in eine blutige Repression mündeten. In Assads ehemals prächtigen Präsidentenpalast in Damaskus bewegen sich nun Syrer umher, ähnlich wie es Ukrainern möglich war, das Gelände von Mezhyhirya zu besuchen, dem prunkvollen Anwesen von Janukowytsch.
Die militärischen Folgen
Der Zusammenbruch von Assads Regime stellt einen sehr realen militärischen Verlust für Putin dar. Videos zeigen den Sturz eines Assad-Denkmals in Tartus, wo Russland seit dem Kalten Krieg eine Marinebasis unterhält. Die Luftbasis in Hmeimim, in der Provinz Latakia, ist ein weiterer Stützpunkt für Russlands Machtprojektion im Nahen Osten. Bei einem Besuch in Hmeimim 2017 versprach Putin, dass diese beiden Basen „auf dauerhafte Weise weiter operieren“ werden und warnte: „Wenn die Terroristen – sprich die Gegner Assads – wieder ihre Köpfe heben, werden wir ohnegleichen bislang ungeahnte Schläge führen.“
Putins Rolle auf der globalen Bühne
Als Putin vor fast einem Jahrzehnt direkt in Syrien intervenierte, indem er seine Luftwaffe und russische Söldner entsandte, um die unterlegenen Kräfte von Assad zu unterstützen, erhielt er Zeit und Einfluss zurück. Er erlangte mehr Kontrolle über das syrische Territorium und bewies sich als unverzichtbarer Akteur in der regionalen und globalen Politik. Die Unterstützung für Assad, die Putin vor einem Jahrzehnt zugesichert hatte, wirkt nun leer und bedeutungslos.
Zukunftsperspektiven und Verhandlungsdynamiken
Die Absetzung Assads könnte Putins Position in Verhandlungen über das Ende des Ukraine-Kriegs stärken. Tatiana Stanovaya, eine enge Beobachterin Putins, äußerte auf X, dass Assads Niederlage Putins Haltung im Ukraine-Konflikt verhärten könnte. „Putin könnte zusätzliche Bedingungen stellen und wird nicht bereitwillig zu Verhandlungen in der Lage sein. Er wird darauf bestehen, dass jetzt der Westen und die Ukraine ihren Standpunkt ändern müssen“, erklärte sie.
Die Ohnmacht, sich von Assad zu distanzieren, könnte Putins Position weiter verhärten. Angesichts von Kriegsverbrechen und der allgemeinen geopolitischen Isolation wird die Zukunft für den Kreml weiterhin herausfordernd bleiben.
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