In einem bedeutenden Schritt zur Aufarbeitung von während des Nationalsozialismus entzogenem Vermögen wurde Maria Berger, ehemalige Bundesministerin und Richterin am Europäischen Gerichtshof, zur neuen Vorsitzenden der Wiener Restitutionskommission ernannt. Bürgermeister Michael Ludwig gab die Entscheidung bekannt, als Nachfolgerin für den verstorbenen Mag. Walter Hellmich, der über 25 Jahre an der Spitze der Kommission stand. Als besonders wichtig erachtet Ludwig die historische Verantwortung Wiens, Licht auf die dunklen Kapitel des Nationalsozialismus zu werfen und das erlittene Leid der Betroffenen anzuerkennen, wie berichtet wird.
Eine neue Ära für die Provenienzforschung
Maria Berger, die ihr Amt am 1. Januar 2025 antreten wird, bringt nicht nur umfangreiche juristische Expertise mit, sondern auch einen scharfen Blick auf europäisches Recht. In der Vergangenheit hat sich Wien seit 1999 durch systematische Provenienzforschung bemüht, geraubtes Eigentum zu identifizieren und zurückzugeben. Diese Bemühungen haben bislang zur Rückgabe von über 5.900 Objekten aus dem Wien Museum und der Wien Bibliothek geführt, berichtet voeb-b.at. Insgesamt wurden seit Beginn der Rückgaben mehr als 2.856 Einzelobjekte und zahlreiche Archivmaterialien restituiert, was die engagierte Arbeit der Kommission belegt.
Stadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny bestätigte, dass die Rückgabe des in der NS-Zeit entwendeten Eigentums in Österreich noch immer „unzureichend und viel zu langsam“ erfolgt. Wien hat sich jedoch aktiv dazu entschlossen, eine proaktive Herangehensweise zu wählen, die darin besteht, selbst nach Besitzern oder deren Erben zu forschen, anstatt nur auf Meldungen zu reagieren. Dies ist ein entscheidender Unterschied zum Vorgehen des Bundes, das die Verantwortung eher passiv behandelt.
Berger selbst äußerte sich optimistisch über die bevorstehenden Herausforderungen und sieht in ihrer langjährigen Erfahrung die Möglichkeit, komplexe juristische und menschliche Aspekte erfolgreich zu bearbeiten. Mit ihrem Amtsantritt wird auch das Mandat aller anderen Mitglieder der Restitutionskommission erneuert, was die kontinuierliche Verpflichtung Wiens zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit unterstreicht.
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