In Österreich steht die Baubranche vor einer ernsthaften Krise. Laut dem Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer bricht der Wohnungsneubau sowie die Sanierung auf Neubauniveau dramatisch ein. Diese Alarmmeldung lässt aufhorchen, da prognostiziert wird, dass die Zahl der frei finanzierten Eigentumswohnungen bis 2026 auf nur noch ein Zehntel dessen sinken wird, was im aktuellen Jahr gebaut wird. Dies bedeutet, dass wenig mehr als 1.700 neue Wohnungen zur Verfügung stehen werden, während es in diesem Jahr noch etwa 17.380 waren.
Fachverbandsobmann Gerald Gollenz machte am Dienstag auf die stark rückläufigen Zahlen aufmerksam, die im ersten Österreichischen Neubaubericht festgehalten sind. Der Bericht behandelt die Fertigstellungszahlen für Neubauimmobilien in ganz Österreich. Laut diesen Erhebungen wird sich die Zahl der neu errichteten Mietwohnungen ebenfalls im freien Fall befinden. Statt der derzeitigen 7.350 neuen Mietwohnungen pro Jahr, sieht man sich ab 2026 mit nur noch etwa 1.350 neuen Einheiten konfrontiert.
Herausforderungen der Branche
Die Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung sind vielfältig. An erster Stelle wird die KIM-Verordnung genannt, die von Branchenvertretern als hemmend angesehen wird. Diese Verordnung wird als ein direktes Hindernis für den Bau und die Entwicklung von Wohnraum betrachtet. "Die Auflagen für das Bauen werden immer strenger. Es gibt neun verschiedene Raumordnungen und Baugesetze, die wir befolgen müssen, und insgesamt benötigen wir über 5.000 Normen, um ein Gebäude errichten zu können", erklärt Gollenz.
Michael Pisecky, der Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Wien, fordert eine Deregulierung, um die Baukosten zu senken. Er gibt zu bedenken, dass die Sanierung eines Hauses heutzutage oft den Neubau-Standard erreichen muss, was die Kosten erheblich in die Höhe treibt. Durch eine Vereinfachung der Baubestimmungen könnten die Baukosten um bis zu 700 Euro pro Quadratmeter reduziert werden, was einen erheblichen Unterschied machen würde.
Im Februar kündigte die Regierung eine Wohnbauoffensive in Höhe von 2 Milliarden Euro an, doch bis heute ist kein Geld angekommen, und es gibt noch nicht mal verbindliche Regelungen oder Übergangsbestimmungen. Pisecky bemerkt, dass die Verzögerungen dazu führen, dass potenzielle Käufer abwarten, zumal sie auf Förderungen hoffen.
Der Einfluss auf die Beschäftigung
Die Branche sieht sich einem erheblichen Druck ausgesetzt. Laut Pisecky würde Österreich jährlich zwischen 40.000 und 50.000 neuen Wohnraum benötigen, doch in den kommenden Jahren werde man die benötigten Einheiten nicht erreichen. Mit über 12.000 Mitgliedsfirmen, die 26.000 Menschen beschäftigen, ist die Lage angespannt. Viele Bauträger entscheiden sich dazu, weniger zu bauen oder Projekte zu verschieben.
Besonders betroffen sind die Beschäftigten in der Immobilienbranche. Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Wirtschaftskammer Niederösterreich, weist darauf hin, dass etwa 80 Prozent der Mitarbeiter in diesem Sektor Frauen sind, die diesen Beruf oft aufgrund der familienfreundlichen Arbeitszeiten gewählt haben. Dennoch verdienen diese Frauen derzeit oft nur ein Drittel ihres üblichen Einkommens.
Die aktuelle Situation der Immobilienbranche in Österreich ist alarmierend. Die drastisch sinkende Zahl an Neubauten und die komplizierten Vorschriften erschweren es, den steigenden Bedarf an Wohnraum zu decken, und setzen die Branche unter massiven Druck. Experten fordern schnellstmöglich Änderungen, um der Krise entgegenzuwirken und die Wohnraumsituation in Österreich zu verbessern. Weitere Informationen hierzu sind in einem Bericht von www.vol.at nachzulesen.
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