In der Ukraine wird nicht gewartet, bis die Angriffe enden, um den Wiederaufbau voranzutreiben. Seit die ersten Gebäude durch den Konflikt beschädigt wurden, haben Renovierungs- und Neubauarbeiten begonnen. Die Stadt Trostjanez im Osten des Landes wird dabei als zentraler Fokus betrachtet, um sich nicht nur zu erholen, sondern sich auch in eine umweltfreundliche Zukunft zu entwickeln.
Karin Stieldorf, eine erfahrene Architektin von der Technischen Universität Wien, hat in der vergangenen Wintersaison eine digitale Zusammenarbeit mit Trostjanez etabliert. Ihr Studienprojekt befasste sich mit der nachhaltigen Planung von Gebäuden in der Region, die sich durch ein Klima ähnlich dem von Wien auszeichnet. „Die Fernerkundung spielt bei solch einem Projekt eine besonders große Rolle“, bemerkte Stieldorf und betonte die Bedeutung moderner Technologien in der Planung.
Nachhaltige Entwicklung im Vordergrund
Trostjanez wurde während des Konflikts schwer getroffen, aber die Stadt hat sich nicht nur der Wiederherstellung gewidmet. „Unsere Partner:innen in Trostjanez hatten den Wunsch geäußert, über bloße Aufräumarbeiten hinauszugehen“, erläutert Stieldorf. Die Stadt ist malerisch am See gelegen und hat das Potenzial, sich als Tourismusort neu zu positionieren, wofür ansprechende und moderne Gebäude notwendig sind.
Die Zusammenarbeit der TU Wien mit Trostjanez entwickelte sich im vergangenen Jahr. Stieldorf wollte nicht nur ein interessantes, sondern auch ein sinnvolles Projekt für die Anwohner ins Leben rufen. Dabei wurde der Masterplan von Clean Energy Solutions (CES) integriert, einem Partner, der Lösungen für nachhaltigen Städtebau entwickelt.
Ein zentrales Anliegen des Projekts war die Kreislauffähigkeit. Die Studierenden überlegten, wie Ressourcen optimal genutzt werden können, insbesondere durch die Aufbereitung von Trümmerschutt. Beispielsweise könnte Ziegelschutt in neue Baumaterialien verwandelt werden. Ein weiteres Potenzial liegt im Strohabfall, den die Ukraine in großen Mengen produziert, da sie einer der bedeutendsten Getreideproduzenten der Welt ist. Aktuell wird dieses Material oft nur eingeackert, anstatt als Baumaterial genutzt zu werden.
Trotz der Herausforderungen in der Bauindustrie hat die Ukraine die Ressourcen, die benötigt werden, um nachhaltige Holzbauprojekte zu verwirklichen. „Die Holzindustrie kann die benötigten Materialien regional bereitstellen“, erläutert Stieldorf. Mit einer Waldfläche von rund 9,4 Millionen Hektar bietet die Ukraine mehr als genug Holz für die Projekte in Trostjanez an, die eine wesentliche Rolle bei der Neugestaltung der Stadt spielen können.
Visualisierungen von außen zeigen, wie moderne Holzbauten in das Stadtbild integriert werden könnten. Eine nachhaltige Architektur wird nicht nur die Lebensqualität in Trostjanez steigern, sondern auch dazu beitragen, die Stadt für zukünftige Generationen attraktiv zu machen.
Das Projekt zeigt auch, wie wichtig es ist, trotz Krisenzeiten kreativ und zukunftsorientiert zu denken. Während der Wiederaufbau in Trostjanez in vollem Gange ist, bleibt abzuwarten, wie die weiteren Schritte zur nachhaltigen Entwicklung in dieser Region aussehen werden. Details zu diesem Vorhaben können in einem Artikel auf holzmagazin.com nachgelesen werden.
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