In den letzten Monaten sind zahlreiche Schilder mit der Aufschrift „Zu vermieten“ in den österreichischen Einkaufstraßen und Shopping-Centern sichtbarer geworden. Der wirtschaftliche Abschwung schlägt sich deutlich im Stadtbild nieder. Überall in Wien stehen leerstehende Geschäfte und Cafés, von denen viele bis vor kurzem noch rege besucht waren. Ein exemplarisches Beispiel ist ein kleines Café in einer weniger frequentierten Fußgängerzone von Wien Meidling, das vor Kurzem seine Pforten geschlossen hat. Auch auf der bekannten Einkaufsstraße Mariahilfer Straße sind Geschäfte, die einst blühten, inzwischen still geworden und können keine Nachmieter gewinnen.
Besonders auffällig sind die Gewerbeflächen, die rund um das neue Vio Plaza in Wien Meidling verfügbar sind. Trotz der Fertigstellung dieses imposanten ovalen Glasturms vor 20 Jahren gibt es in den oberen Stockwerken dieses Gebäudes noch immer unzählige unverpachtete Büroflächen, die dringend Mieter suchen. Persönliche Kontakte, Online-Anzeigen und die klassischen „Zu vermieten“-Schilder veranschaulichen die gegenwärtige Realität des Mietmarktes.
Kreditausfälle und Immobilienkrise
Die Situation in der Immobilienbranche hat sich drastisch verändert. Als noch vor einem Jahr Immobilien als „Betongold“ galten, wird die Branche heute von einer Krise heimgesucht, die sich in den steigenden Insolvenzen von Bauunternehmen manifestiert. Seit Beginn des Jahres mussten bereits 901 Baufirmen Insolvenz anmelden, was einer schockierenden Zahl von drei Pleiten pro Tag entspricht. Dieser Aspekt spiegelt sich auch in den neuen Herausforderungen der Immobilienfinanzierung wider, da die Zinsen in die Höhe geschossen sind, was den Kauf und die Anmietung von Geschäftsflächen verteuert hat. Zudem ist der Bedarf an Büroflächen seit der Pandemie zurückgegangen, was die Situation weiter verschärft.
Die jüngsten Statistiken der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen, dass die Kreditausfälle bei Gewerbeimmobilien sich seit Anfang 2023 verdreifacht haben. Die Non-Performing-Loan-Quote (NPL-Ratio) ist auf 4,8 Prozent gestiegen, was einem Gesamtwert von 6,3 Milliarden Euro entspricht, die als uneinbringlich gelten. Diese dramatischen Zahlen werfen ein helles Licht auf die Problematik, mit der die Banken konfrontiert sind. Insgesamt haben heimische Banken Kredite in Höhe von 141 Milliarden Euro vergeben, die durch Gewerbe- oder Wohnimmobilien abgesichert sind. Damit gibt es in Österreich einen besonders hohen Anteil von 68 Prozent an solchen Krediten im Vergleich zu anderen EU-Ländern.
Die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, wurde auch von der Finanzmarktstabilitätsgremium erkannt. Vor etwa einem Monat führte dieses eine Vorschrift ein, die die heimischen Banken dazu aufruft, ihre Risikovorsorge für Kredite im Bereich Gewerbeimmobilien zu erhöhen. Die Banken sollen eine Rücklage von einem Prozent ihres Eigenkapitals bilden, um möglichen Ausfällen vorzubeugen. Während die Situation noch nicht als ausgewachsene Immobilienkrise bezeichnet werden kann, bleibt abzuwarten, ob sich die wirtschaftliche Lage bald stabilisieren kann. Es gibt ernstzunehmende Sorgen, dass die Kreditausfälle weiter ansteigen könnten.
Ein besonders prägnantes Symbol für die Herausforderungen in der Branche ist das unfertige Baugerüst, das einst als Luxuskaufhaus der Signa-Gruppe geplant war. Diese Baustelle ist mittlerweile ein trauriges Mahnmal für eine der gefragtesten Firmenpleiten in Österreich. Dem Wiener Investor Georg Stumpf wurde die Verantwortung für die Vollendung des Projekts übertragen, während die heimischen Banken im Zusammenhang mit Signa immer noch mit einer Schuldenlast von rund zwei Milliarden Euro kämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass die Vermarktung der Signa-Immobilien genügend Geld einspielen kann, um die offenen Kredite zurückzuzahlen.
Die aktuelle Immobilienlage in Österreich ist blenden und wirft einen Schatten auf die einst blühende Branche, die nun ernsthafte Herausforderungen meistern muss. Details zu den finanziellen Auswirkungen und den Entwicklungen in der Immobilienwirtschaft können in einem umfassenden Bericht auf www.profil.at nachgelesen werden.
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