Anlässlich des Welt-Aids-Tages, der am 1. Dezember begangen wird, hat die Aids Hilfe Wien eine eindringliche Aufforderung an die zukünftige Regierung formuliert. Sie soll sich verstärkt für die sexuelle Gesundheit in Österreich engagieren und dabei spezifische Forderungen berücksichtigen.
Trotz stabiler Fallzahlen bei HIV-Neudiagnosen leiden Betroffene unter erheblichem Unwissen und Stigmatisierung. Mirijam Hall, die Vorsitzende der Aids Hilfe Wien, betont, dass es an fundamentaler Aufklärung und Präventionsmaßnahmen fehlt. Während die Neuinfektionen mit HIV stagnieren, steigen Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien und Gonorrhoe, was für die Gesellschaft alarmierend ist.
Diskriminierung und Aufklärungsbedarf
Besonders schwerwiegend ist die Diskriminierung von HIV-positiven Menschen, die oft durch falsche Vorstellungen und Unkenntnis im Gesundheitswesen bedingt ist. Rund 70 Prozent der Diskriminierungsvorfälle geschehen dort, berichtete Hall. Es gibt eine weit verbreitete Auffassung, dass der Umgang mit HIV-Infizierten spezielle Sicherheitsvorkehrungen erfordert, wie etwa doppelte Nitrilhandschuhe oder extreme Hygienemaßnahmen, die faktisch nicht notwendig sind. Um dies zu ändern, plant die Aids Hilfe, Aufklärungsvideos zu erstellen und direkt das Gesundheitspersonal anzusprechen.
„Die wissenschaftlichen Grundlagen zur Behandlung von HIV sind vielschichtig und sollten besser kommuniziert werden“, fügt Hall hinzu und verweist auf die veraltete Ausbildung im Gesundheitswesen, die sich nicht ausreichend mit der Materie auseinandersetzt.
Eine neue Ära der sexuellen Aufklärung
Ein weiterer zentraler Punkt der Forderungen bezieht sich auf die Sexualerziehung in Schulen. Die Aids Hilfe Wien appelliert dafür, dass kostenlose Verhütungsmittel an Schulen bereitgestellt werden. Ein Pilotprojekt dazu läuft bereits in Vorarlberg, doch der Mangel an sexualpädagogischer Aufklärung ist nach wie vor ein großes Problem. Viele Jugendliche geben an, keine Verhütungsmittel zu nutzen, was ein deutliches Zeichen für Handlungsbedarf ist. Hall unterstreicht, dass die Qualität des Sexualkundeunterrichts stark schwankt und klare Vorgaben fehlen.
Um diesen Missstand zu beheben, werden sowohl die Bildungseinrichtungen als auch die Eltern in die Verantwortung genommen, um eine umfassende und qualitätsvolle Aufklärung zu gewährleisten.
Um den Informations- und Versorgungsmangel zu beheben, plant die Aids Hilfe Wien die Eröffnung eines „Zentrums für sexuelle Gesundheit“ in Wien-Mariahilf. Dort sollen Angebote wie Tests, Beratungen und Präventionsmaßnahmen unter einem Dach zusammengeführt werden. Hall sieht darin eine Möglichkeit, die dringend benötigte Unterstützung für die Bevölkerung anzubieten und gleichzeitig den Zugang zu Informationen über sexuelle Gesundheit zu fördern.
Diese Initiativen sind nicht nur notwendig, um das Bewusstsein zu schärfen, sondern auch um Betroffenen und Gefährdeten zu helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Die Errichtung des Zentrums soll in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen sein, um allen Menschen die benötigten Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, heißt es in der Argumentation der Aids Hilfe Wien.
Diese Themen sind besonders relevant, da sie die gesellschaftliche und gesundheitliche Realität von Hunderten von Menschen in Österreich betreffen. Die Aids Hilfe fordert von der Politik ein schnelles Handeln, um die Gesundheit und das Wohlergehen aller Bürger zu schützen und gleichzeitig gegen Diskriminierung anzukämpfen. Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe den Bericht auf www.vienna.at.
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