Gesa Birnkraut hat mit ihrer dritten Auflage des Buches „Evaluation im Kulturbetrieb“, veröffentlicht bei Springer VS im Jahr 2024, ein bedeutendes Werk im Bereich der Kulturpolitik und -förderung geschaffen. Auf 227 Seiten geht sie detailliert der Frage nach, wie Evaluationen dazu beitragen können, Kulturinstitutionen zu stärken und effektiver zu fördern. Sie beleuchtet verschiedene Aspekte der Evaluation in kulturellen Kontexten, einschließlich der Nutzung hierfür in der Kulturpolitik, in den Kulturbetrieben selbst und bei der Organisationsberatung.
In der Einleitung behandelt Birnkraut grundlegende Definitionen und Standards der Evaluation. Sie macht deutlich, dass die Evaluationspraxis in der Kulturförderung international betrachtet sehr unterschiedlich ausfallen kann. Besonders kritisch analysiert sie Entwicklungen in den Niederlanden, wo die Evaluierung von Kulturinstitutionen nicht nur die Förderung beeinflusst, sondern auch negative Auswirkungen auf die Institutionen selbst hatte.
Wachsender Bedarf an Evaluationsinstrumenten
Die Autorin stellt fest, dass sich die Nutzung von Evaluationsmethoden in Kulturbetrieben allmählich vermehrt, was in der Vergangenheit eher nur sporadisch der Fall war. Birnkraut führt dies auf eine verstärkte Diskussion über die Legitimation öffentlicher Kulturbetriebe zurück. In den 1990er Jahren lag der Fokus vor allem auf der effizienten Verwendung von Steuermitteln, während heute zunehmend Fragen zum Sinn und Wert von Kultur in der Gesellschaft im Raum stehen. Sie erörtert Themen wie den Zugang zu kulturellen Angeboten und den relevanten Beitrag für eine offene Gesellschaft.
Ein zentrales Element in Birnkrauts Argumentation ist das „Impact Value Chain“-Modell. Dieses Konzept bezieht sich nicht nur auf die Ressourcen, die in die Kulturarbeit fließen, sondern auch auf die unmittelbaren (Output) sowie langfristigen (Outcome und Impact) Effekte, die kulturelle Angebote auf Individuen und die Gesellschaft haben können. Birnkraut beleuchtet die gesellschaftliche Rolle der Kultur und deren Fähigkeit, sozialen Wandel anzustoßen, und plädiert dafür, dass Kulturbetriebe ihre spezifischen Beiträge transparent machen.
Erstaunlicherweise ist die Diskussion über Evaluation in anderen Bereichen, wie dem Bildungswesen und dem Sozialsektor, bereits bedeutend weiter fortgeschritten. Birnkraut spricht aus eigener Erfahrung über die Vorbehalte, die in Kulturbetrieben gegen evaluative Methoden bestehen. Oft wird die Furcht geäußert, künstlerische Qualität messbar machen zu müssen, was sich vergangenheitsbedingt als problematisch erwiesen hat, besonders wenn die Förderung von der Evaluierung der Qualität abhängig gemacht wurde. Ihre Forschung zeigt, dass es auch andere Ansätze gibt, die nicht ausschließlich auf die Qualität der Kunst fokussieren, sondern die gesellschaftliche Wirkung von Kulturinstitutionen in den Vordergrund rücken.
Birnkraut stellt verschiedene quantitative und qualitative Kennzahlen vor, die jenseits gängiger Metriken wie Auslastungszahlen oder Eigenfinanzierungsquoten wichtige Ansätze zur Wirkungsmessung bieten können. Zudem schlägt sie branchenübergreifende Standards wie die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen vor, um den Kulturbetrieben einen Bezugsrahmen für ihre Evaluierungen zu bieten.
Ein weiterer Aspekt des Buches ist die Verbindung zu betriebswirtschaftlichen Instrumenten—wie Risikomanagement oder Nachhaltigkeitsstrategien. Birnkraut betont, dass ohne klare und messbare Ziele jede Initiative ins Leere laufen kann. Durch die Evaluation der Zielsetzungen könnte eine nachhaltige Implementierung und ständige Verbesserung in Kulturbetrieben gesichert werden.
Insgesamt stellt „Evaluation im Kulturbetrieb“ ein wichtiges Hilfsmittel für Institutionen dar, die ihre Evaluationsstrategien optimieren und ausbauen möchten. Besonders für Kulturbetriebe, die sich neuen Herausforderungen stellen müssen, bietet das Buch praxisnahe Tipps und wird sicher in der Branche auf reges Interesse stoßen. Für weitere Informationen und eine vertiefte Analyse dieser Thematik bietet der Artikel von www.kulturmanagement.net umfassende Einblicke.