In einer umfassenden Sitzung hat der Aufsichtsrat des Theaters in der Josefstadt gestern, Dienstag, die in einem Bericht des „Standard“ aufgestellten Vorwürfe behandelt. Diese betreffen einerseits eine „permanente Angststimmung“ im Haus, angestoßen durch den Führungsstil von Direktor Herbert Föttinger, und andererseits die unzureichende Reaktion auf sexuelle Übergriffe eines Schauspielers. Die Auswertung dieser Anschuldigungen brachte Handlungsempfehlungen, jedoch keine rechtlichen Folgen.
Die Anwaltskanzlei Dorda, die mit der Untersuchung beauftragt wurde, führte umfangreiche Gespräche mit anonymen Mitarbeitern. Diese Gespräche mündeten in Vorschläge für eine verbesserte Handhabung solcher Vorwürfe, die interne Kommunikation, Führung, Governance und Entscheidungsprozesse betreffen. Die Untersuchung erbrachte keinen Nachweis für eine verspätete Reaktion der Direktion auf die Meldungen sexueller Übergriffe, was in der Mitteilung des Stiftungsvorsitzenden Thomas Drozda bestätigt wurde.
Neue Vorwürfe und ihre Bedeutung
Der 41-seitige Bericht, der während der Sitzung behandelt wurde, stellt noch nicht den endgültigen Bericht dar, da neue Vorwürfe bekannt wurden. Drozda erklärte, dass andere Rechtsanwaltskanzleien kürzlich in den Prozess involviert wurden, was eine Erweiterung des Berichts nötig macht.
Bereits kurz nach dem Auftreten der Vorwürfe äußerten Mitarbeiter des Theaters in einer Versammlung ihren Standpunkt: Sie betrachten die Vorwürfe als ernst und lehnen jegliche Form von sexueller Gewalt und Machtmissbrauch ab. Diese Haltung wurde auch von den Subventionsgebern – Bund und Stadt Wien – unterstützt, die eine lückenlose Aufklärung forderten.
Direktor Herbert Föttinger leitet das Theater seit 2006. Das traditionsreiche Haus blickt auf eine über 200-jährige Geschichte zurück und steht nun vor einem Wechsel: Ab der Saison 2026/27 wird Marie Rötzer, zurzeit Intendantin des Landestheaters Niederösterreich, die künstlerische Leitung übernehmen.