In den Wiener Kindergärten herrscht eine besorgniserregende Situation: Es fehlen derzeit 740 Pädagogen. Diese Zahl ist ein Rekordhoch und führt zu einem enormen Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter. Manfred Obermüller von der Gewerkschaft younion äußerte sich besorgt und erklärte, dass solch ein Zustand noch nie zuvor erlebt wurde. Zusätzlich zu diesem Mangel fallen viele Elementarpädagogen aufgrund von Krankheitsausfällen aus, was die Lage weiter verschärft und dazu geführt hat, dass an einigen Standorten ein Notfallplan in Kraft trat, der an die Pandemiezeiten erinnert.
Eltern, die ihre Kinder in städtischen oder privaten Kindergärten betreuen lassen, spüren diesen Personalmangel direkt. Um die Betreuung aufrechtzuerhalten, wird Personal flexibel zwischen den Standorten umgeschichtet, wo es am dringendsten gebraucht wird. In Fällen, in denen dies nicht ausreicht, werden Eltern gebeten, ihre Kinder früher abzuholen oder zu Hause zu betreuen. Doch es wird betont, dass jede Betreuung für Kindergartenpflichtige, also für Kinder ab fünf Jahren, sichergestellt werden soll.
Ursachen des Personalmangels
Die Gründe für diesen akuten Personalmangel sind vielschichtig. Ein entscheidender Faktor ist die Abwanderung vieler Pädagogen nach Niederösterreich und in die umliegenden Bundesländer. Gewerkschafter verweisen auf die schlechten Arbeitsbedingungen in Wien, andere meinen jedoch, dass viele nach ihrem Studium einfach in ihre Heimat zurückkehren, sobald dort Stellen frei werden. Diese Entwicklungen sind nicht neu; auch bei Lehrpersonen ist ein ähnlicher Trend zu beobachten.
Ein weiterer bedeutender Faktor ist die Alterung der Belegschaft. Die Generation der Babyboomer geht in den Ruhestand, und die nachfolgenden Jahrgänge können diese Abgänge nicht in gleichem Maße ausgleichen. Das bedeutet, dass die Bildungseinrichtungen immer weniger Fachkräfte zur Verfügung haben. Die Rahmenbedingungen, wie der Betreuungsschlüssel von zwei Betreuern für 25 Kinder, sind bereits herausfordernd. Wenn zusätzlich Personal krankheitsbedingt ausfällt, wird die Situation unhaltbar.
Die städtische Verwaltung hat bereits Maßnahmen eingeleitet, um diesem Personalmangel effektiv zu begegnen. So wurde der Notfallplan aus der Pandemiezeit in einigen Einrichtungen aktiviert. Dabei geht es darum, dass das vorhandene Personal besser verteilt wird und unter Umständen auch Frühabholungen ermöglicht werden, um den Druck auf die Stellen zu verringern. Auch eine Schließung von Gruppen könnte in Betracht gezogen werden, sollte die Situation sich weiter verschärfen.
Diese Notmaßnahmen lassen viele Eltern jedoch besorgt zurück. Um dem Personalmangel nachhaltig zu begegnen, sind grundlegende Veränderungen der Rahmenbedingungen notwendig. Insbesondere fordern die Elementarpädagogen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel endlich sinken. Der Druck auf die Mitarbeiter in den Kindergärten könnte reduziert werden, wenn es eine bundesweite einheitliche Regelung für Gruppengrößen und Gehälter gäbe, die sicherstellt, dass die Arbeitsbedingungen attraktiver werden und mehr Fachkräfte angezogen werden.
Die Stadt bemüht sich auch, das Image der Elementarpädagogen zu verbessern und die Arbeitsbedingungen zu optimieren, indem beispielsweise Reinigungsarbeiten an externe Dienstleister ausgelagert werden. Zudem gibt es Programme zur Ausbildung neuer Pädagogen, um dem Mangel entgegenzuwirken. Im Rahmen von „Jobs PLUS Ausbildung“ können arbeitsuchende Wiener in nur vier Semestern ausgebildet werden.
Wenn Sie mehr Informationen zu dieser kritischen Situation in den Wiener Kindergärten wünschen, können Sie einen tieferen Einblick in die Thematik in dem umfassenden Bericht auf www.falter.at finden.