Im Herzen von Hernals wird die faszinierende Geschichte eines aufgeblühten Punk-Phänomens lebendig. Gerald Hollerer, ein begeisterter Schallplattensammler und Musiknerd, erzählt voller Leidenschaft von einer Zeit, in der es im Bezirk pulsierend zuging und kreative Freiräume die Jugend zu Ausdruck und Widerstand inspirierten. Ende der 1970er Jahre, in einem beschaulichen Gasthaus namens „Lindengarten“, fanden zahlreiche lokale Musiker und Punks zusammen, um ihrer Leidenschaft für Musik nachzugehen und Konzerte zu veranstalten.
Das Jahr 1980 war ein Meilenstein in dieser unerwarteten Szene. A-Gen 53, eine der ersten Frauenpunkbands Wiens, trat auf und hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die Band, deren Name symbolisch für ein Vaginalzäpfchen zur Verhütung stand, veränderte die Art und Weise, wie Musik und Subkultur wahrgenommen wurden. „Sie warfen die bunten Kapseln einfach ins Publikum“, erinnert sich Hollerer und fügt schmunzelnd hinzu: „Die Leute dachten, es seien Zuckerl.“
Kreative Freiräume in Hernals
Dieses Anekdote gibt nicht nur einen Einblick in die Kreativität und den Humor der damaligen Zeit, sondern zeigt auch, wie die Punkbewegung in Wien an Stärke gewann. Hollerer hat vor, diese Geschichten zu teilen, während er kleinere Gruppen durch die Straßen des Bezirks führt, die einst die Kulisse für zahlreiche kulturelle Bewegungen waren.
„Jede Ecke in Hernals hat ihre eigene Geschichte“, erklärt er mit ansteckendem Enthusiasmus. Die Verbindung zwischen den alten Gasthäusern und modernen Musiklocations, die den Bezirk heute prägen, wird deutlich, wenn man den Erzählungen von Hollerer lauscht. Er hat seinen Job beim Radiosender FM4 aufgegeben, um sich ganz der „Popkultour“ zu widmen, die sowohl Touristen als auch Einheimischen die Wenigkeit dieser Szene näherbringt.
Durch seine Führungen vermittelt Hollerer nicht nur Wissen über vergangene Bandgeschichte, sondern schärft auch das Bewusstsein für das reiche kulturelle Erbe, das in Wiens Außenbezirken schlummert. Die Wiederbelebung dieser Geschichten ist wichtig, um die kulturelle Identität des Bezirks zu festigen und einen Dialog über die bedeutende Rolle der Musik in der Stadtgeschichte zu fördern.
So wird der kleine Bezirk Hernals zum Schauplatz einer großartigen kulturellen Rückbesinnung. Es sind Orte wie der „Lindengarten“, die nicht nur als Hintergründe für Konzerte dienten, sondern auch als Zentren für soziale und kreative Interaktionen. Die Resonanz, die diese Erinnerungen heute noch bei den Menschen hervorrufen, ist ein lebendiges Zeichen für die anhaltende Bedeutung der Musik in unserem Leben.
„Ich möchte den Menschen zeigen, dass hinter jeder Note und jedem Auftritt eine Geschichte steckt“, schließt Hollerer mit einem Lächeln. Dabei bleibt zu hoffen, dass sein Vorhaben, die lokale Kultur und Geschichte stärker ins Licht zu rücken, nicht nur das Interesse an den musikalischen Wurzeln Wiens weckt, sondern auch zukünftige Generationen inspiriert, kreativ zu sein und ihren eigenen Weg in der Musikszene zu finden.
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