Die Situation bei der Wiener Polizei wird zunehmend angespannt, da die Gewerkschaft FSG (Fachgewerkschaft der Polizisten) dringenden Handlungsbedarf sieht. Patrick Apostol, ein Personalvertreter, äußert sich besorgt über die hohe Anzahl an Überstunden, die mittlerweile auf 220 Stunden im Monat angestiegen sind. Laut Apostol fühlt es sich an, als ob die Beamten zwei Jobs gleichzeitig ausüben müssen, was eine immense Belastung darstellt.
Am Montag hat die FSG ein umfassendes Forderungspaket vorgestellt, in dem ein zentraler Punkt der akute Personalmangel ist. Dies führt zu einem Anstieg der Überstunden, die bei der Wiener Polizei mittlerweile auf zwei Millionen summiert sind. Die Polizeigewerkschaften haben sich aufgrund dieses Missstands bereits auf den Wahlkampf vorbereitet und sehen ihre Forderungen nun als dringlicher denn je.
Überstunden und Personalmangel
Bei großen Veranstaltungen wie Demonstrationen oder Fußballereignissen müssen so genannte Einsatzkompanien bereitgestellt werden, was eine konstante Bereitschaft von Personal erfordert. Harald Segall, ehemaliger Vorsitzender der FSG, hebt hervor, dass das Personal immer knapper wird, besonders bei unvorhergesehenen Ereignissen. Die Situation wird zusätzlich durch zahlreiche Pensionierungen verschärft, die zu einer stagnierenden Nachbesetzung führen.
Die Landespolizeidirektion und das Innenministerium sind sich der Problematik bewusst und haben zu Jahresbeginn eine große Personaloffensive gestartet, um neue Polizeischülerinnen und -schüler zu rekrutieren. Walter Strallhofer, derzeitiger Vorsitzender der FSG, erinnerte daran, dass seit den 2000er Jahren stets auf die bevorstehenden Herausforderungen durch die Baby-Boomer-Generation hingewiesen wurde. Nun steht die Polizei vor der Herausforderung, in kurzer Zeit ausreichend Personal zu gewinnen.
Zusätzlich zu den Überstunden gibt es seit Oktober letzten Jahres eine weitere Auswirkung des Personalmangels: In vielen Bezirken ist nur eine Polizeiinspektion während der Nacht für den Parteienverkehr geöffnet. In den größeren Flächenbezirken wie Floridsdorf und der Donaustadt sind es immerhin zwei Inspektionen. Strallhofer äußert den Wunsch, dass in einer Stadt mit zwei Millionen Einwohnern die Polizeistationen rund um die Uhr offen sein sollten, um den Sicherheitsbedürfnissen der Bürger besser gerecht zu werden.
Forderungen nach Reformen und Belohnungen
Die Gewerkschaft strebt nicht nur mehr Personal an, sondern fordert auch eine Reform im Belohnungssystem für die Polizeibeamten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf einem „Hauptstadtbonus“, um die zusätzlichen Belastungen, die mit der Tätigkeit in Wien verbunden sind, auszugleichen. Bürgermeister Michael Ludwig unterstützte diese Forderung bereits im Nationalratswahlkampf, um den Polizistinnen und Polizisten, die oft kurzfristig Überstunden leisten müssen, gerecht zu werden.
Die Wahlen zur neuen Personalvertretung stehen im November an, und die Gewerkschaft hofft, mit ihren Forderungen Gehör zu finden, um die aktuelle Situation der Polizei in Wien zu verbessern. Um mehr über diese Entwicklungen zu erfahren, lesen Sie den Artikel auf wien.orf.at.