In der Kammeroper in Wien wird aktuell die Oper "Der Prozess", nach Franz Kafkas gleichnamigem Roman und vertont von Gottfried von Einem, mit moderner Interpretation auf die Bühne gebracht. Ursprünglich 1953 in Salzburg uraufgeführt, hat das Werk mit seiner düsteren Thematik nichts von seiner Aktualität verloren. Der Protagonist Josef K., gespielt von Robert Murray, wird von einem merkwürdigen System verfolgt, dessen Regeln für ihn völlig undurchschaubar sind. Das Stück thematisiert die Absurdität der Bürokratie und zieht Parallelen zu Kämpfen, die der Komponist einst mit dem Salzburger Festspiel-Kuratorium führte, wie die Kleine Zeitung berichtet.
Humor trifft auf Absurdität
Inszeniert von Stefan Herheim, entwickelt die Aufführung eine überraschend humorvolle Wendung. Trotz der ernsten Ausgangslage wird die Absurdität der kafkaesken Welt auf eine spielerische Weise präsentiert. Die Akteure erscheinen häufig im Pyjama, und selbst das Bett wird zum zentralen Schauplatz der Inszenierung. Herheim scheut sich nicht, auch die erotischen und sadomasochistischen Elemente des Textes, der zum Großteil von Einem stammt, offen zu thematisieren, wie in der Neuen Oper Wien beschrieben. Dies sorgt für eine frische, aber auch provokante Ansicht auf Kafkas Werk.
Die musikalische Leitung liegt bei Walter Kobéra, der mit dem Klangforum Wien zusammenarbeitet. Durch die hohe Textverständlichkeit der Partitur erleben die Zuschauer die komplexe und oft groteske Handlung intensiv. Mit einem Mix aus Tanzmusik und starken Rhythmen wird die Dramatik verstärkt, was die Aufführung zu einem einzigartigen Ereignis in der Wiener Kulturlandschaft macht. "Der Prozess" wird noch an mehreren Terminen bis zum 22. Dezember aufgeführt und spiegelt die zeitlose Frage nach der eigenen Stellung innerhalb einer nicht greifbaren Gesellschaft wider.
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