Selten hat ein Theaterstück so viel Aufsehen erregt wie Nestervals neueste Produktion, die am 14. Dezember 2024 in Wien Premiere feierte. Die innovative Theatergruppe präsentiert mit "Götterdämmerung - The Day after" eine radikale Neudefinition von Wagners Klassiker, die nicht nur genderfluid und klimakritisch ist, sondern das Publikum auch aktiv in die Handlung integriert. Die Vorstellung ist ab 16 Jahren freigegeben und verspricht, die Grenzen des klassischen Theaters zu sprengen. Hier erlebt jeder Zuschauer die Geschichte nicht nur als Beobachter, sondern wird zum Mitspieler, der durch die verschiedenen Räume des Theaters wandert und mit den Figuren interagiert, wie kleinezeitung.at berichtete.
Ein immersives Erlebnis im Jahr 2038
Die Handlung spielt im Jahr 2038, einer düsteren Zukunft, in der die Götter gefallen sind und die Menschheit in Gier und Zerstörung versinkt. Wasser wird zum neuen Gold, während die Natur gnadenlos ausgebeutet wird. Das Publikum wird in die Rolle eines Klimarats versetzt, der Entscheidungen über die Zukunft treffen muss. Diese Neuinterpretation beleuchtet die Charaktere aus Wagners Welt durch neue Perspektiven und stellt bestehende Geschlechterrollen auf den Kopf - so werden traditionelle Figuren wie Wotan und Erda als Mütterpaar inszeniert. Die Darsteller*innen und Bühnenmusiker*innen tragen mit direkter Musikbegleitung zur dichten Atmosphäre des Abends bei, indem sie die Zuschauer durch verschiedene Teilszenen führen und so die Stimmung im Raum beeinflussen, wie nest.at festhält.
Trotz der komplexen und interaktiven Struktur ist das Konzept der Aufführung meisterhaft durchdacht, so dass die Gruppen im Theater synchron arbeiten und die Zuschauer immer wieder zu zentralen Punkten zurückkehren können. Ein Highlight ist die musikalische Untermalung, bei der ein Kammerorchester Motive aus der "Götterdämmerung" spielt und die emotionale Tiefe der Aufführung verstärkt. Die Kombination aus Theater und Musik schafft ein einzigartiges Erlebnis – und eine vollkommene Auslastung der Tickets zeigt, dass das Publikum sich auf diese Reise einlassen möchte. Mit gleich mehreren Aufführungen bis zum 19. Dezember bleibt nur die Frage: Wie wird die Geschichte weitergehen und wird der Menschheit noch ein Weg zum Überleben bleiben?