
In Wien steht die anstehende Wahl im Zeichen eines besonderen Themas: Religion. Die Evangelische Allianz Wien hat gemeinsam mit anderen Organisationen die „Christlichen Wahlprüfsteine“ erstellt, um eine Entscheidungsgrundlage für christliche Wähler zu bieten. In diesem Kontext betonen die politischen Parteien wie die ÖVP und FPÖ die Bedeutung christlicher Werte in ihrer Agenda.
Der Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig äußerte, dass der Glaube ihn sein ganzes Leben begleitet hat und er sich für ein respektvolles Miteinander der Religionen einsetzt. Seine Initiativen, wie der Wiener Religionsrat und der unterstützte Campus der Religionen, sollen den interreligiösen Dialog fördern. In ähnlicher Hinsicht formulierte der SPÖ-Landtagsabgeordnete Peko Baxant, dass das Heilige Evangelium für ihn eine Orientierung darstellt und die Sozialdemokratie als eine Übersetzung der Liebesbotschaft Jesu versteht.
Der Einfluss des Glaubens auf die Politik
Auch die FPÖ geht auf das Thema Glauben ein. Der Klubobmann Maximilian Krauss bezeichnete den christlichen Glauben als einen wesentlichen Bestandteil des westlichen Wertesystems. ÖVP-Chef Karl Mahrer affirmierte, dass der Glaube als moralischer Kompass für Denken und Handeln dient, während der dritte Landtagspräsident Manfred Juraczka (ÖVP) betont, dass der Glaube an die Verantwortung für das Gemeinwohl erinnert.
Jan Ledóchowski, Präsident einer Plattform, erklärte, dass Jesus Christus das Fundament seines Lebens sei und er orientiere seine Entscheidungen an Jesu Beispiel. Überraschend kam die Zustimmung von einem grünen Politiker, Christopher Hetfleisch, Klubobmann der Grünen Hietzing, der für die christliche Nächstenliebe und die Unterstützung Bedürftiger als Richtschnur in der Politik plädiert.
Die Rolle der Religionen in der internationalen Politik
Diese Entwicklungen in der Wiener Politik sind Teil eines größeren Trends, der auch außerhalb Österreichs zu beobachten ist. Claudia Baumgart-Ochse, eine Politikwissenschaftlerin, spricht von einer "Renaissance des Religiösen" in der Politik seit den 1990er Jahren. In vielen Teilen der Welt - von den Demokratiebewegungen in Osteuropa bis zur Rolle der katholischen Kirche in Polen - zeigt sich, wie Religion als politischer Faktor an Bedeutung gewinnt.
Diese Renaissance des Religiösen bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Der religiöse Einfluss zeigt ein "Doppelgesicht", das sowohl Fanatismus mit politischen Ansprüchen als auch friedliche Aspekte umfasst. Wissenschaftler sind sich uneinig über die Gründe für diese Ambivalenz, was die Bedeutung des interreligiösen Dialogs unterstreicht. Interreligiöser Dialog ist entscheidend, um gegenseitigen Respekt und Toleranz zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen zu fördern.
Ein Beispiel für erfolgreichen interreligiösen Dialog wurde von einem syrisch-orthodoxen Priester angeführt, der auf die lange Tradition des Zusammenlebens mit Muslimen hinweist. Auch die Notwendigkeit eines intrareligiösen Dialogs ist evident, um Differenzen innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft zu klären. In den aktuellen Diskursen wird immer wieder die Goldene Regel als verbindendes Element hervorgehoben.
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