In Wien zeichnet sich ein alarmierendes Bild im Bildungsbereich ab. Fast die Hälfte der Erstklässler hat Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, wodurch ihre Teilnahme am Unterricht stark beeinträchtigt wird. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) äußerte sich kürzlich zu den Gründen: Ein Anstieg von Flüchtlingen aus der Ukraine und Syrien, die CoV-Pandemie, sowie die vermehrte Nutzung von Smartphones führen zu dieser besorgniserregenden Situation. Die Volksschullehrerin Kerstin Nichtenberger bestätigte diese Einschätzungen in einem Gespräch und fügte hinzu, dass selbst Kinder aus deutschsprachigen Familien oft nicht in der Lage sind, alltägliche Aufgaben eigenständig zu bewältigen. „Das sind Kinder, die oft nicht einmal wissen, wie man Schuhe zubindet oder sich für den Sportunterricht umzieht“, so Nichtenberger, wie ORF berichtet.
Sprache und Identität: Ein drängendes Problem
Die Herausforderungen beschränken sich jedoch nicht nur auf den Spracherwerb. Die Berliner Chirurgin Nani Rostamian, die als Siebenjährige mit ihrer Familie nach Deutschland kam, erzählt von den Schwierigkeiten, mit ihren Eltern über ihr medizinisches Wissen zu kommunizieren. „Ich kann mit ihnen nicht über Medizin sprechen. Wenn ich etwas erklären möchte, muss ich oft zu Stift und Papier greifen.“ Diese Sprachbarrieren verursachen nicht nur Kommunikationsprobleme, sondern gefährden auch die kulturelle Identität: „Bei uns ist es ein schleichender Prozess gewesen des sich Integrierens, beziehungsweise die eigenen Wurzeln zu vergessen“, so Rostamian. Angehörige arabischer und türkischer Familien in Deutschland sind oft besorgt, dass ihre Kinder die eigene Sprache und damit auch den Zugang zu ihren kulturellen Wurzeln verlieren. Mirvat Adwan, eine syrische Journalistin in Berlin, hat ein Institut gegründet, um die arabische Sprache für ihre Kinder lebendig zu halten. „Die Mehrheit der arabi-schen Eltern ist besorgt, dass ihre Kinder die Sprache verlieren“, berichtet Adwan, wie Deutschlandfunk Kultur vermerkt.
Um diese Probleme zu lösen, betonen Sprachwissenschaftler die Notwendigkeit, die Muttersprache aktiv zu fördern, da ein solider Spracherwerb entscheidend für die Entwicklung von Deutschkenntnissen ist. Ein weiterer Aspekt ist die Wertschätzung aller kulturellen Hintergründe im Bildungssystem, was nicht nur das Selbstwertgefühl der Kinder stärkt, sondern auch ihre Integration verbessert.