Verborgene Geschichten: Martin Pollacks Erbe in 'Zeiten der Scham'

Verborgene Geschichten: Martin Pollacks Erbe in 'Zeiten der Scham'

Wien, Österreich - Am 22. Juni 2025 wird das Buch „Zeiten der Scham. Essays und Reportagen“ im Akademietheater präsentiert. Herausgegeben von Gerhard Zeillinger, einem anerkannten Verlagslektor, Literaturwissenschaftler und Historiker, trägt das Buch das Vermächtnis des am 17. Januar 2025 verstorbenen Martin Pollack. Diese Veröffentlichung ist eine Hommage an den Autor, der 1944 in Bad Hall geboren wurde und als Journalist und Übersetzer polnischer Literatur einen bedeutenden Beitrag zur europäischen Kultur leistete. Zuvor war Pollack von 1987 bis 1998 Korrespondent des SPIEGEL in Wien und Warschau, wo er für seine packenden Reportagen bekannt wurde.„Kleine Zeitung berichtet über die Entwicklung dieses besonderen Sammelbandes und die thematische Tiefe, die Pollacks Leben durchzieht.

Der Titel des Buches entfaltet seine Bedeutung aus einer Aussage von Pollack während der Verleihung des Staatspreises für Kulturpublizistik im Jahr 2018. Er sprach von einer „Zeit der Scham“ in Europa, die die Leser an die moralischen Herausforderungen in der heutigen Gesellschaft erinnert. Die Eindeutigkeit der Themen, die Pollack behandelt, reicht von seinen Reportagereisen in den Osten bis hin zu persönlichen Beziehungserlebnissen, insbesondere zu seinem Großvater, der ihm gegenüber liebevoll war, aber als überzeugter Nationalsozialist galt. Diese Ambivalenz spiegelt sich in den ausgewählten Essays wider, die in fünf Kapitel gegliedert sind: „Zwischenrufe nach Europa“, „Gewalt und Gedächtnis“, „Im Abgrund der Familie“, „Landschaften mit Erinnerung“ und „Auf dem Land“.

Einblicke in das Leben und Schaffen von Martin Pollack

Pollacks Texte behandeln nicht nur seine Reisen, sondern auch aktuelle gesellschaftliche Themen sowie materielle Konflikte in kontaminierten Landschaften Ostmitteleuropas. Trotz seiner persönlichen Betroffenheit in diesen Erzählungen, sei es durch seine Familie oder seine eigene Krankheitsgeschichte, verliert Pollack nie die Fassung. Sein letzter Text, der auf einer von Zeillinger bereitgestellten Krankenakte basiert, zeigt eindringlich, wie sich seine komplexen familiären Verhältnisse in seiner literarischen Arbeit widerspiegeln.

Die bevorstehende Buchpräsentation am 22. Juni 2025 wird durch ein Gespräch zwischen Gerhard Zeillinger und Christoph Ransmayr sowie Lesungen von Burgschauspielern bereichert. Gerhard Zeillinger, der ebenfalls Nachwort und Auswahl der letzten Sammlung verantwortete, bringt seine Expertise und seine persönliche Verbindung zu Pollack in diese Veranstaltung ein. Das Buch umfasst 288 Seiten und ist für einen Preis von 28 Euro erhältlich, was es zu einer wertvollen Bereicherung für Leser macht, die sich für kulturelle und historische Themen interessieren.

Ein Vermächtnis für die Literatur

Martin Pollack, der auch zahlreiche Preise wie den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2007) und den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2011) erhielt, endet seine literarische Laufbahn mit diesem Sammelband. Seine letzten Veröffentlichungen, darunter „Kontaminierte Landschaften“ (2014) und „Topografie der Erinnerung“ (2016), zeigen die thematische Konsistenz und die tiefen Einsichten, die Pollacks Werk durchziehen. In einer Zeit, in der die Aufarbeitung von Geschichte und Traumata in der Gesellschaft von großer Bedeutung ist, setzt das Buch „Zeiten der Scham“ relevante Akzente und lädt zur Reflexion ein.

Das Buch führt die Leser durch eine Vielzahl von Perspektiven und verdeutlicht die Wichtigkeit von Erinnerung und Verantwortung in einer globalisierten Welt. Der Kontext der Erinnerung an den Nationalsozialismus und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust werden in der heutigen Literatur sowie in der Forschung behandelt, wie auch in den Werken von Marco Thomas Bosshard und Iulia-Karin Patrut, die in ihrem Buch „Globalisierte Erinnerungskultur“ über ähnliche Themen reflektieren. DeGruyter beleuchtet die Relevanz und die Herausforderungen, die mit der Darstellung von Nationalsozialismus, Holocaust und Exil in der Literatur verbunden sind.

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OrtWien, Österreich
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