In Osttirol gab es kürzlich einen bedeutenden Schritt in der Landwirtschaft, der das Bewusstsein für umweltfreundliche Anbaumethoden verstärkt. Drei Betriebe, der Obsthof Webhofer in Gaimberg, der Ackererhof in Lienz/Patriasdorf und die Landwirtschaftliche Lehranstalt (LLA) Lienz, haben erfolgreich die BIO-Zertifizierung erlangt und dürfen nun ihre Produkte als biologisch gekennzeichnet vermarkten. Diese Entwicklung fand Ende August 2024 statt und ist das Ergebnis einer dreijährigen Umstellungsphase, die im Jahr 2021 begonnen wurde.
Die Entscheidung, auf biologische Anbaumethoden umzusteigen, war für die Beteiligten äußerst wichtig. Martin Mattersberger vom Ackererhof und die Gebrüder Webhofer vom Obsthof Webhofer haben konsequent auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, Düngern oder Herbiziden verzichtet. Stattdessen setzen sie auf natürliche Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit ihrer Bäume. Diese umweltfreundlichen Ansätze umfassen die Verwendung von Mikroorganismen, Steinmehlen und mechanischen Pflegeverfahren in den Baumstreifen.
Engagement für Nachhaltigkeit
Michael Webhofer, der gemeinsam mit seinem Vater Friedl die Geschäfte des Obsthofs führt, hebt die Umstellung auf BIO hervor: „Wir haben in unserem Obstbaubetrieb schon von jeher auf eine sehr natürliche Weise gearbeitet. Die BIO-Zertifizierung war der letzte Schritt, und wir sind stolz, nun zu den ersten drei BIO-zertifizierten Obstbaubetrieben in Osttirol zu gehören.“ Diese Umstellung verlangte einen hohen persönlichen Einsatz und viel Arbeit. Die Betriebe haben ihren Umgang mit der Natur grundlegend verändert, da sie nun noch intensiver auf Handarbeit setzen müssen.
Die Vorreiterrolle dieser Betriebe ist besonders erhebliche, wenn man bedenkt, dass viele Landwirte zunächst zögern, auf solche nachhaltigen Praktiken umzusteigen, da dies oft mit höherem Arbeitsaufwand und zusätzlichen Kosten verbunden ist. Friedl Webhofer reflektiert: „Aus wirtschaftlichen Gründen macht es keinen Sinn, auf BIO umzustellen. Es bedeutet ein beträchtliches Mehr an Arbeit.“ Dennoch ist die Freude an der Arbeit mit der Natur und das positive Feedback von Kunden und Kollegen eine große Motivation für die Landwirte.
Integration von Bildung und Praxis
Die Landwirtschaftliche Lehranstalt Lienz spielt ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Schulung junger Menschen im Bereich biologischer Landwirtschaft. Die Schüler lernen nicht nur theoretisches Wissen, sondern haben die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im Obstgarten zu sammeln. Von der Pflege der Bäume bis zur Verarbeitung der Früchte gibt es viele Aspekte, die die Schüler während ihrer Ausbildung kennenlernen. „Die Äpfel werden in der Schulküche verarbeitet, und die Schüler:innen können während des ganzen Schulkurses Obst für ihre Jause entnehmen“, erklärt Friedl Webhofer.
Ein spannendes Event ist die Selbstpflücker-Aktion, die in der Erntezeit angeboten wird. Die Schüler und ihre Familien können im Obstgarten die Früchte ernten, was nicht nur eine interessante Aktivität für die Kinder ist, sondern auch die Wertschätzung für frische und gesunde Lebensmittel fördert. „Wir bieten diese Möglichkeit an den Freitagnachmittagen und Samstagen an, und der Obstgarten wird an den Herbstwochenenden regelrecht gestürmt“, berichtet Friedl.
Diese neuen BIO-zertifizierten Betriebe setzen nicht nur einen wichtigen Trend in der Region, sondern helfen auch dabei, das Bewusstsein für nachhaltige und verantwortungsvolle Landwirtschaft zu schärfen. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Entwicklung in Osttirol weiter entfalten wird und ob weitere Betriebe folgen werden, um sich ebenfalls den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft anzuschließen. Weitere Informationen zu diesen Entwicklungen finden Sie in einem Artikel auf www.osttirol-heute.at.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute
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