Am 14. November 2024 fand in Innsbruck eine bedeutende Tagung statt, die sich mit der historischen Figur Michael Gaismair und seinem Platz im Kontext des Tiroler Bauernaufstands von 1525/26 beschäftigte. Diese Veranstaltung läutete das kommende 500. Gedenkjahr des Aufstands ein und wurde im Großen Saal des Landhauses von Rektorin Veronika Sexl und dem Landesarchivdirektor Christoph Haidacher eröffnet.
Die Tagung wurde von mehreren Institutionen, darunter das Land Tirol, das Tiroler Landesarchiv, die Kulturabteilung des Landes und die Universität Innsbruck, organisiert. Es wurde betont, dass ein solches Gedenkjahr nicht nur der Erinnerung an historische Persönlichkeiten und Ereignisse dienen sollte, sondern auch dazu, das bestehende Wissen kritisch zu hinterfragen und auf wissenschaftlicher Ebene neu zu bewerten. Sexl hob hervor, wie wichtig es ist, an historische Themen heranzutreten und sie in einem zeitgenössischen Licht zu betrachten.
Einblicke in die Geschichte
Eine Reihe von Experten präsentierte ihre Sichtweisen und Forschungen zu diesem komplexen Thema. Birgit Emich von der Goethe Universität Frankfurt lieferte einen umfassenden Überblick über den großen deutschen Bauernkrieg und stellte die berühmten Zwölf Artikel der oberschwäbischen Bauern vor, die eine zentrale Rolle in diesen Aufständen einnahmen. Jörg Schwarz vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie legte den Fokus auf die Landwirtschaft und die Lebensumstände der Bauern im Spätmittelalter, was die Herausforderungen und Nöte dieser Zeit verdeutlichte.
Martin Schennach, Leiter des Instituts für Römisches Recht und Rechtsgeschichte, stellte eine Neuinterpretation der „Landesordnung“ von Gaismair vor, ein Dokument, das bis heute zu den zentralen Texten über die Rechte und Forderungen der Bauern zählt. Die Thematik um Gaismair wurde auch von Ulrike Tanzer, der Leiterin des Brenner-Archivs, erläutert, die in ihrer Analyse die literarische Rezeption der Figur untersuchte, insbesondere durch die Werke von Franz Kranewitter und Felix Mitterer.
Ein weiterer spannender Beitrag kam von Andreas Oberhofer, der die beiden Tiroler „Helden“ Gaismair und Andreas Hofer verglich und dabei zu einer differenzierteren Sichtweise der beiden Figuren einlud. Horst Schreiber, Leiter von erinnern.at, sprach über die Rezeptionsgeschichte von Gaismair und wie seine Persönlichkeit im politischen Diskurs instrumentalisiert wurde, was zur heutigen Debatte über historische Helden beiträgt.
Den Abschluss bildete ein Abendvortrag von Robert Rebitsch, der einen umfassenden Überblick über die Ereignisse in der Grafschaft Tirol während des Bauernaufstands gab und insbesondere Gaismairs Rolle dabei beleuchtete. Der gesamte Tagungsablauf erregte großes öffentliches Interesse und beeindruckte die Teilnehmenden mit der Vielfalt und Tiefe der Themen, die beleuchtet wurden.
Für weitere Informationen und Tiefe in den Analysen und Diskussionen können Interessierte sich auf der Seite von www.uibk.ac.at umsehen, wo ergänzende Artikel und Berichte zu finden sind. Diese Veranstaltung hat wichtige Diskussionen über die Rolle von Gaismair und den Bauernaufstand angestoßen und regt weiterhin zur Auseinandersetzung mit unserem historischen Erbe an.