Teilzeit: Österreichs neue Arbeitswelt – Frauen im Hintertreffen?

Teilzeit: Österreichs neue Arbeitswelt – Frauen im Hintertreffen?

Österreich - Österreich hat sich in den letzten Jahrzehnten in eine Teilzeitrepublik verwandelt. Laut Krone stieg die Beschäftigung vor allem durch den Zuwachs an Teilzeitstellen. Die Bevölkerung ist in den vergangenen 30 Jahren um 1,2 Millionen Menschen gewachsen, jedoch blieb die Zahl der Vollzeitjobs unverändert. Nur rund 33% der Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren sind in Vollzeit beschäftigt, was Österreich den zweitniedrigsten Wert in Europa beschert – nur in den Niederlanden ist dieser Anteil noch geringer. Trotz des geringeren Anteils an Vollzeitbeschäftigten zeigen die Niederlande jedoch eine höhere Gesamtbeschäftigungsquote.

Carmen Treml, eine Ökonomin der Agenda Austria, bezeichnet dieses Phänomen als Wohlstandsfrage. Sie warnt, dass langfristige Probleme für den Wohlfahrtsstaat bestehen, wenn nicht mehr Personen und Stunden gearbeitet werden. Ein zentraler Faktor für die unterschiedlichen Beschäftigungsgrade ist die steuerliche Belastung, welche viele Zweitverdiener dazu bringt, nach Abzügen von Steuern und Sozialabgaben keinen finanziellen Anreiz für eine Mehrarbeit zu sehen. Insbesondere die traditionelle Rollenverteilung führt dazu, dass viele Frauen nach der Geburt von Kindern ihre Arbeitszeiten reduzieren.

Familien- und Betreuungsstrukturen

Fehlende Betreuungsplätze und hohe Kosten für die Kinderbetreuung sind zusätzliche Faktoren, die viele Frauen zur Teilzeitarbeit drängen. Der WSI berichtet, dass in Deutschland 2023 46% der abhängig beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiteten, im Gegensatz zu nur 13% der Männer. Diese ungleiche Verteilung wird durch die geschlechterspezifische Arbeitsteilung in Paarhaushalten verstärkt, in denen Frauen einen größeren Anteil der unbezahlten Arbeit, wie Hausarbeit und Kinderbetreuung, übernehmen.

In Deutschland ergab eine Befragung, dass 22,8% der Teilzeitbeschäftigten familiäre Gründe als Hauptursache für ihre Arbeitszeitreduktion nannten. Dies ist vergleichbar mit den Schätzungen aus Österreich, wo mindestens 33% der Frauen wegen Betreuungspflichten in Teilzeit arbeiten. Viele Frauen haben Schwierigkeiten, nach einer Phase der Teilzeitarbeit in Vollzeit zurückzukehren, was ihre Karrierechancen erheblich einschränkt.

Verschiedene Entwicklungstrends

Die Teilzeitquote ist in Deutschland seit 1991 bei Frauen um 16 Prozentpunkte gestiegen, während sie bei Männern um 11 Prozentpunkte zulegte. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Anstiegen der Teilzeitbeschäftigten in Österreich wider. Aktuell gibt es kaum Anreize für Männer, ebenfalls Teilzeit zu arbeiten oder Care-Arbeit zu übernehmen. Die BPB hebt hervor, dass eine reduzierte Arbeitszeit oft mit einem Verzicht auf Verdienst, Altersvorsorge und Karrieremöglichkeiten einhergeht.

Ein weiteres Problem sind die geänderten Arbeitsstrukturen, die von der COVID-19-Pandemie verstärkt wurden; die Vollzeitbeschäftigung ist gesunken, während die Teilzeitbeschäftigung ein Rekordniveau erreicht hat. Viele Experten fordern Reformen, um dieser Problematik zu begegnen. Dazu gehören bessere Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitsmodelle und Steuerentlastungen.

Es bleibt abzuwarten, ob solche Reformen in Zukunft verwirklicht werden. Ohne eine signifikante Zunahme an Vollzeitjobs sieht Österreich seine Möglichkeiten, den wirtschaftlichen Wohlstand aufrechtzuerhalten, stark gefährdet.

Details
OrtÖsterreich
Quellen

Kommentare (0)