Enorme Zunahme des Informations- und Unterstützungsbedarfs für Menschen mit Behinderungen in der Steiermark
Der Behindertenanwalt Siegfried Suppan hat kürzlich seinen neunten Tätigkeitsbericht (2022/2023) vorgestellt. In einer Pressekonferenz im Medienzentrum Steiermark am 19. Juni 2024 betonte er die erhöhte gesellschaftliche Relevanz der Themen Armut, Arbeitslosigkeit und existenzielle Sorgen für Menschen mit Behinderungen.
Aktuellen Daten zufolge wurden in den letzten zwei Jahren rund 5600 Anliegen von der Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung bearbeitet, was eine Verdoppelung im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum darstellt. Es gab auch einen signifikanten Anstieg der direkten Kontakte, wobei Fragen zum Steiermärkischen Behindertengesetz, dem Bundesbehindertengesetz, allgemeine Beratungen und finanzielle Angelegenheiten im Vordergrund standen.
Der Anstieg der Anfragen und die verstärkte Nutzung der regionalen Beratungszentren verdeutlichen den unverändert hohen Unterstützungs- und Informationsbedarf für Menschen mit Behinderungen in der Steiermark. Der Behindertenanwalt betont die Notwendigkeit eines ressortübergreifenden Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Besonders kritisch äußerte sich Siegfried Suppan zur Entwicklung der inklusiven Bildung in der Steiermark. Er beobachtete eine Tendenz zur verstärkten separaten Unterrichtung von Schülern mit Behinderungen, was den Bestrebungen der UN-Behindertenrechtskonvention zur schrittweisen Abschaffung von Sonderschulen entgegensteht.
Trotz einiger Rückschläge betonte der Behindertenanwalt auch einige Erfolge der Anwaltschaft, wie die erfolgreiche Erhöhung des Pflegegeldes für ein zweijähriges Mädchen mit Behinderung oder die Nachzahlung der Familienbeihilfe für eine junge Frau.
Die Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung wurde 2005 ins Leben gerufen und bietet unabhängige Beratung und Unterstützung an. Sie spielt eine wichtige Rolle in der behindertenpolitischen Grundlagenarbeit in der Steiermark und ist weiterhin bestrebt, die Rechte und Interessen von Menschen mit Behinderungen zu vertreten. Weitere Informationen sind in ihrem aktuellen Tätigkeitsbericht und auf ihrer Website zu finden.