Liezen

Zukunft des Gesundheitswesens in Liezen: Ein neues Leitspital im Fokus

Steiermark steht Kopf: Ein neues Leitspital in Stainach sorgt für Zoff, während lokale Krankenhäuser schließen – bleibt die Gesundheitsversorgung für 80.000 Menschen auf der Strecke?

In der Steiermark sorgt ein geplanter Umbau der Gesundheitsstruktur für hitzige Diskussionen. Im Zentrum der Debatte steht das Projekt eines neuen Leitspitals in Stainach-Pürgg, welches bis 2028 mit 228 Betten sowie Ambulanzplätzen entstehen soll. Hintergrund dieser Entscheidung sind die geplanten Stilllegungen von drei bestehenden Krankenhäusern in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming. Die Landesregierung betont, dass solch drastische Änderungen notwendig seien, um die medizinische Versorgung langfristig aufrechtzuerhalten und zu verbessern.

Der Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark, Michael Koren, erklärt, dass der Bau des neuen Klinikums mit einem Kostenrahmen von 334 Millionen Euro „halten“ soll. Die Idee, alle medizinischen Versorgungsleistungen an einem zentralen Standort zu bündeln, steht im Fokus. „Wir müssen die Leistungen konzentrieren, um auch in Zukunft qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten“, so Koren. Echter Personalmangel in der Branche wird als einer der Hauptgründe für diese Entscheidung angegeben.

Der Widerstand von Anwohnern und Bürgerinitiativen

Die geplanten Veränderungen rufen jedoch auch massiven Widerstand hervor. Die Bürgerinitiative BISS kämpft seit Jahren gegen die Schließungen und setzt sich für die Beibehaltung der bestehenden Krankenhäuser ein. Helmut Gassner, der Initiator dieser Initiative, argumentiert, dass die flächenmäßige Größe des Bezirks Liezen über 80.000 Einwohner und mehr als 1.400 Quadratkilometer umfasst. „Wie kann man da nur ein Krankenhaus planen?“, fragt Gassner in einem Interview. Momentan würde die Zentralisierung die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung erheblich verschlechtern, da nur 56 Prozent der Bürger innerhalb von 30 Minuten zu einem Krankenhaus gelangen könnten, wenn nur ein einziges existiert.

Kurze Werbeeinblendung

Gassner bekräftigt, dass die Verbesserung der Medizininfrastruktur nicht von der Anzahl der Standorte abhängt. Die Bürgerinitiative macht zudem Bedenken hinsichtlich der Kosten geltend. Gassner bezweifelt die Schätzung von 334 Millionen Euro und führt an, dass es weitaus günstiger möglich wäre, die bestehenden Einrichtungen fit zu machen. „Das Leitspital könnte leicht über 500 Millionen Euro kosten“, warnt Gassner.

Die Situation wird zusätzlich durch Umfragen kompliziert, die zeigen, dass 45 Prozent der Bevölkerung den Plänen der Regierung skeptisch gegenüberstehen. Bei der letzten Volksbefragung 2019 sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen das Leitspital aus. In Anbetracht der bevorstehenden Landtagswahlen könnte das Thema zu einem entscheidenden Punkt werden, wie auch die Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik von der Universität Graz anmerkt.

Die Landesregierung hingegen hält an ihrer Position fest. Sie spricht von einer unvermeidlichen Notwendigkeit für Modernisierungen und eine Verbesserung der Versorgungsqualität. „Wir sind überzeugt, dass wir diesen Weg gehen müssen, um langfristig die medizinische Versorgung in der Region sicherzustellen“, erklärte Koren weiter. Es ist ein klarer Hinweis, dass die Entscheidungsträger sich von den Protesten nicht abbringen lassen wollen.

Die Diskussion über die Gesundheitsversorgung in Liezen bleibt daher ein zentrales und emotionales Thema, das möglicherweise auch die Wahlentscheidung beeinflussen wird. Der weitere Verlauf der Debatte, vor allem nach den Landtagswahlen, wird mit Spannung erwartet, da die Bürgerinitiative und die Landesregierung unterschiedliche Ansichten über die Gesundheitsstrategie in Zukunft vertreten.


Details zur Meldung
Quelle
orf.at

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"