In Graz wird mit dem EU-Projekt „Excess“ eine innovative Strategie verfolgt, um alte Gebäude in nachhaltige Energieerzeuger umzuwandeln. Unter dem Motto „Aufrüstung statt Abriss“ arbeiten die Forscher der Joanneum Research in einem Projekt, das zeigt, wie denkmalgeschützte und historische Strukturen in der modernen Welt sinnvoll genutzt werden können. Ziel ist es, die Energieproduktion zu erhöhen und das Energiekonzept ganzer Quartiere zu revolutionieren.
Das Team unter der Leitung von Klimaökonom Andreas Türk hat sich zum Ziel gesetzt, dass Gebäude in verschiedenen Klimazonen mehr Energie aus erneuerbaren Quellen produzieren können, als sie verbrauchen. Dazu werden vier Demonstrationsgebäude in Graz sowie in Belgien, Finnland und Spanien eingesetzt.
Grazer Vorzeigeprojekt
Eines dieser Projekte wird im ehemaligen Futtersilo auf dem Taggerwerk-Areal in der Puchstraße in Graz realisiert. Durch eine spezielle Fassadentechnologie, die in Zusammenarbeit mit dem AEE – Institut für Nachhaltige Technologien entwickelt wurde, wird das Gebäude aufgerüstet. Die innovative Fassade besteht aus Heizungsrohren, Dämmelementen und Photovoltaikanlagen. Dadurch wird eine energieeffiziente Heiz- und Kühlungslösung ermöglicht.
Aktuell erhält das Gebäude eine individuelle Untersuchung durch ökonomische Berechnungen und Prognosen zur Energienutzung. Türk berichtet, dass man dabei ist, die ersten Daten von zwei bereits ausgestatteten Stockwerken zu erfassen, die anschließend auf die komplette Struktur hochgerechnet werden. „Wir simulieren die Energiegewinnung, bis wir reale Daten zugänglich machen können“, erläutert er.
Soziale Innovation durch Technologie
Doch nicht nur die Technik ist Teil dieses Projekts. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle der Gemeinschaft. Der IT-Experte Thomas Schwarzl hat dafür die App „Objective Benefit Sharing“ (OBS) ins Leben gerufen. Diese App bringt die Bewohner des Tagger-Areals zusammen und fördert einen Austausch über die Einsparung und Nutzung von Energie.
„Die App ist eine Plattform, wo Nutzer miteinander kommunizieren und ihre Einsparungen transparent machen können“, erklärt Schwarzl.
Das Projekt wird durch einen starken Partner unterstützt: Christian Kossegg, Eigentümer des Tagger-Areals, sorgt dafür, dass die Umrüstung des Silos auch soziale Vorteile mit sich bringt. Er ist überzeugt, dass durch die Umgestaltung des Areals nicht nur neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern auch die Gemeinschaft gefördert wird.
„Mir geht es nicht nur um die Wirtschaftlichkeit, sondern auch darum, einen Raum zu schaffen, wo sich die Menschen begegnen können“, sagt Kossegg.
Die aktuellen Tests in Graz sollen zeigen, wie effizient die neuen Technologien in der Praxis funktionieren. Die Schaffung eines Cafés im Erdgeschoss des Silos, das den Nutzern als Treffpunkt dienen kann, ist ebenfalls in Planung. Die Idee dahinter: Die Nutzer sollen dort über ihre Einsparungen und ihren Beitrag zur Gemeinschaft sprechen können.
Insgesamt bietet das Projekt in Graz nicht nur innovative Ideen zur Energiegewinnung, sondern auch ein Beispiel dafür, wie alte Gebäude durch kluge Konzepte und gemeinschaftliches Handeln nachhaltig und zukunftsfähig gestaltet werden können. Weitere Informationen zu diesem Thema sind auf www.meinbezirk.at nachzulesen.