Zu einer kürzlichen Kundgebung in Marburg, die von der Stadt und dem Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus organisiert wurde, kamen laut Polizeiangaben rund 2.500 Menschen zusammen. Die Stadt sprach sogar von mehr als 3.000 Teilnehmern. Unter den Demonstranten waren auch etwa 1.000 Personen, die an einem Demonstrationszug durch die Oberstadt teilnahmen. Eine geplante dritte Demo wurde kurzfristig abgesagt. Der umstrittene rechtsextreme Autor Martin Sellner sollte aus seinem Buch „Remigration“ vorlesen, wobei die genauen Details der Lesung zunächst geheim gehalten wurden. Schließlich fand die Lesung in Gladenbach, etwa 20 Kilometer von Marburg entfernt, statt und etwa 50 Personen nahmen daran teil.
Während der Kundgebung kam es zu vereinzelten Straßenblockaden und Protesten von rund 150 Personen gegen Sellners Lesung. Die Polizei berichtete von Rauchtöpfen, die gezündet wurden, und musste einige Demonstranten von der Straße entfernen. Der Bürgermeister von Marburg, Thomas Spies, äußerte im Vorfeld scharfe Kritik an Sellner und bezeichnete seine Thesen als „menschenfeindlich“ und gefährlich für die Demokratie und das Gemeinwesen. Sellner war zuvor der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich und sorgte im November 2023 für Schlagzeilen, als er bei einem Treffen in einer Potsdamer Villa über „Remigration“ sprach, ein Begriff, der sich auf die freiwillige oder zwangsweise Auswanderung von Menschen aus dem Land bezieht.
Die Kundgebung in Marburg und die Proteste gegen Sellners Lesung verdeutlichen die kontroverse Natur seiner Überzeugungen und die Ablehnung durch Teile der Gesellschaft. Auch die Reaktionen von Stadtverwaltung und Polizei zeigen, dass solche Veranstaltungen kritisch betrachtet und überwacht werden, um die öffentliche Sicherheit und den demokratischen Diskurs zu schützen. Sellners Einfluss und die Resonanz seiner Ideen verdeutlichen die Herausforderungen im Umgang mit Extremismus und Meinungsfreiheit in modernen Gesellschaften, die weiterhin debattiert und angegangen werden müssen.