Der renommierte Pianist Evgeni Kissin trat bei den Salzburger Festspielen auf und präsentierte ein Programm voller Dunkelheit und extremer Gefühle. Das Publikum wurde mit Werken voller Sarkasmus, schottischer Gruselgeschichten mit blutigen Schwertern und kämpferischen Siegen über feindliche Mächte konfrontiert. Kissin zelebrierte ausschließlich Werke in Moll, wobei jede Note von Bedeutung war und eine intensive emotionale Tiefe transportierte.
Nach dem offiziellen Programm überraschte Kissin mit Zugaben, die eine neue, charmante und humorvolle Seite seines Könnens zeigten. Trotz des ernsten und grüblerischen Charakters, den Kissin in den letzten Jahren entwickelt hat, konnte er mit diesen Zugaben eine tänzerische Leichtigkeit und ungeahnte Gefühlswelten offenbaren.
Der Künstler wird als ein Wahrheitssucher beschrieben, der in der Musik aufgeht und sich vollständig darin verliert. Seine Interpretationen zeichnen sich durch eine ausgeprägte Genauigkeit und Intensität aus, wobei er jeden Ton mit größter Hingabe und Auseinandersetzung zum Leben erweckt.
Während Kissin bei Beethoven mit manischem Denken und hoher Bedachtheit glänzte, konnte er bei Chopin in idiomatischer Weise aufblühen und sein Können in voller spielerischer Freiheit zeigen. Seine Interpretationen von Brahms und Prokofjew zeugen von einer tiefen psychologischen Analyse und einer überwältigenden Virtuosität, die das Publikum zu enthusiastischen Reaktionen inspirierte.
Letztendlich entließ Kissin das Publikum mit einem zärtlichen Brahms-Walzer in Dur, nachdem er zuvor die emotionsgeladene Reise durch das dunkle und intensive Programm mit meisterlicher Leidenschaft gestaltet hatte. Die Darbietung des Ausnahmepianisten wird bei BR-KLASSIK am 9. August 2024 um 6:05 Uhr ausgestrahlt.
