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Polizei stoppt Protest: Akademikerball und Verdacht auf Verhetzung!

Am 24. März 2025 wurden die Vorgänge rund um den Akademikerball erneut in den Fokus gerückt. Die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) initiierten Anfang März eine dreitägige Videoinstallation am Äußeren Burgtor, um gegen rechtsextreme Burschenschaften zu protestieren. Diese Aktion sollte als Sichtbarmachung der anhaltenden Probleme mit Rechtsextremismus in Österreich dienen. Während der Installation wurde ein “Countdown bis zum Nazi-Ball” projiziert und der Bürgersteig mit Kreide beschriftet. Die ersten beiden Abende der Kundgebung verliefen friedlich, ohne dass es zu Polizeieingriffen kam, wie ots.at berichtet.

Am dritten Tag, dem Vorabend des Balls, jedoch, gerieten die Ereignisse außer Kontrolle. Udo Guggenbichler, ein FPÖ-Mandatar und Organisator des Akademikerballs, erschien an der Kundgebung. Trotz früherer Ermittlungen gegen Guggenbichler wegen Wiederbetätigung, die unter ungewöhnlichen Umständen eingestellt wurden, intervenierte die Polizei. Diese wurde nach Angaben des Einsatzleiters aufgrund einer “Anordnung einer Juristin der Versammlungsbehörde” aktiv, da “Verdacht auf Verhetzung” bestand. Ironischerweise wurde die Anzeige von Guggenbichler selbst eingebracht.

Polizeieinsatz und rechtliche Bedenken

Die Bezeichnung des Akademikerballs als “Naziball” wurde vom Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) als möglicherweise verhetzend eingestuft, ähnlich wie der Alternativvorschlag “Kellernazi-Ball”. Während des Einsatzes kam es zu beschlagnahmungen von Postern, die zum Protest aufriefen. Zudem führte die Polizei Identitätsfeststellungen bei allen Teilnehmenden durch, die als “Beitragstäter” der vermeintlichen Verhetzung verdächtigt wurden.

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Weiterhin wurde von Beobachtern kritisiert, dass die Polizei ein Gesetz zum Schutz von Minderheiten gegen eine jüdische Organisation missbraucht hat. Alon Ishay, der Präsident der JöH, äußerte sein Unverständnis über die Aktionen von Polizei und LSE. Mag. Bini Guttmann, der juristische Vertreter der JöH, zeigte sich schockiert über die Anwendung des Verhetzungsparagraphen gegen jüdische Studierende, insbesondere da die Ermittlungen des Verfassungsschutzes als befremdlich angesehen wurden.

Rechtsextremismus in Österreich – Ein historischer Kontext

Der Vorfall wirft ein Licht auf die persistierenden rechtsextremen Strömungen in Österreich, die bereits seit den unmittelbaren Nachkriegsjahren vorhanden sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die ideologische Aufarbeitung des Nationalsozialismus größtenteils aus, was zur Gründung illegaler neonazistischer Organisationen führte. Der rechtsextreme Fokus hat sich über die Jahrzehnte gewandelt, bis hin zur heutigen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), die stark mit rechtsextremen Ideologien und Medien verknüpft ist, wie Wikipedia schildert.

Im weiteren Verlauf der österreichischen Geschichte gab es immer wieder Phasen, in denen rechtsextrema Tendenzen sichtbar wurden. Die FPÖ, die aus dem “Verband der Unabhängigen” hervorging, hat sich seit ihrer Gründung 1956 in verschiedenen politischen Kontexten immer wieder positiv zur NS-Vergangenheit geäußert und war für eine Radikalisierung der extremen Rechten verantwortlich. Diese Entwicklung manifestierte sich in mehreren rechtsterroristischen Anschlägen und einem zunehmenden Einfluss rechtsextremer Medien.

Die Ereignisse rund um den Akademikerball verdeutlichen, wie tief die Problematik des Rechtsextremismus im österreichischen politischen und gesellschaftlichen Leben verwurzelt ist. Dies bleibt auch für die zukünftigen Generationen ein zentrales Thema, das dringend angegangen werden muss.


Details zur Meldung
Was ist passiert?
Verhetzung
Genauer Ort bekannt?
Äußeres Burgtor, 1010 Wien, Österreich
Ursache
Anordnung einer Juristin der Versammlungsbehörde, Verdacht auf Verhetzung
Beste Referenz
ots.at

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