
Vor dem Akademikerball 2025 in Wien entrollten die Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) eine eindringliche Protestinstallation, die gegen den Einfluss rechtsextremer Burschenschaften gerichtet war. Diese Veranstaltung, die zuvor friedlich ablief, wurde plötzlich von einem massiven Polizeieinsatz gestört, als ein FPÖ-Politiker und Mitorganisator des Balls, Udo Guggenbichler, die Protestteilnehmer beobachtete und offenbar eine Anzeige wegen „Verhetzung“ initiierte. Laut Alon Ishay, Präsident der JöH, wurde die Polizei dazu gebracht, gegen jüdische Studierende vorzugehen, die lediglich kritisch den als „Nazi-Ball“ bezeichneten Ball in den Fokus rückten. Es entstand der Eindruck, dass die Behörde den Verhetzungsparagraphen manipulierte, um die legitime politische Kritik zu unterdrücken, was auch Mag. Bini Guttmann, juristischer Vertreter der JöH, entschieden bekrittelte.
In einem dramatischen Wendepunkt kam es zu einem schnellen „Shutdown“ der Demonstration, während die Polizei die Identitätsfeststellungen aller anwesenden Teilnehmer vornahm. Plakate, die zur bevorstehenden Demonstration am Michaelerplatz aufriefen, wurden beschlagnahmt, wodurch das Recht auf Versammlungsfreiheit direkt infrage gestellt wurde. Der Einsatz selbst und die Umstände werfen Fragen auf, wie ein Politiker, gegen den bereits wegen seiner Verstrickung in antisemitische Aktivitäten ermittelt wurde, ein Gesetz, das schließlich zum Schutz von Minderheiten gedacht war, gegen jüdische Protestaktionen verwenden kann.
Burschenschaften im Fokus
Burschenschaften haben historisch einen ambivalenten Platz in der Gesellschaft, oft verbunden mit national-konservativen Idealen und in Teilen auch mit rechtsextremen Strömungen. Der Ursprung dieser Studentenkorporationen geht auf die Urburschenschaft von 1815 zurück, deren Werte von Ehre, Freiheit und Vaterland bis heute fortgeführt werden. Kritische Stimmen bemängeln, dass Teile der Burschenschaften eine völkische und elitär ausgerichtete Gesinnung propagieren, die in modernerer Betrachtung auch als antidemokratisch wahrgenommen werden. Diese politische Verflechtung hat zur Folge, dass Burschenschaften nicht selten im Zusammenhang mit rechtsextremistischer Ideologie in den Medien erwähnt werden, wie das durch die Berichte über Aktivitäten im Vorfeld des Akademikerballs erneut bekräftigt wurde.
Zusammenfassend zeigt dieser Vorfall, wie die Spannungen zwischen Tradition, politischer Kritik und dem Schutz von Minderheiten im heutigen Österreich aufeinanderprallen oder wie die historische Burschenschaftsbewegung weiterhin in aktuelle gesellschaftliche Konflikte verwickelt ist. Der Einsatz gegen die Protestinstallation hat nicht nur die Protestierenden, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung von Burschenschaften und ihren ideologischen Verbindungen ins Rampenlicht gerückt, was zu weiteren gesellschaftlichen Diskursen anregen könnte.
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