Österreich vergeudet täglich 11 Hektar: Wo ist die größte Bausünde?

WWF und Naturschutzbund warnen vor hohem Bodenverbrauch in Österreich und fordern Reformen zur Raumplanung und Bodenschutz.
WWF und Naturschutzbund warnen vor hohem Bodenverbrauch in Österreich und fordern Reformen zur Raumplanung und Bodenschutz. (Symbolbild/DNAT)

Hinterstoder, Österreich - Der hohe Bodenverbrauch in Österreich bleibt ein unabdingbares Problem, das durch die ungebremste Zersiedelung weiter befeuert wird. Laut dem WWF gingen in den letzten zehn Jahren täglich rund 11 Hektar wertvoller Böden verloren. Diese alarmierende Zahl übersteigt das Nachhaltigkeitsziel von 2,5 Hektar bei weitem. Simon Pories, Bodenschutz-Sprecher des WWF, betont die dringende Notwendigkeit von Veränderungen und kritisiert das politische Versagen im Bodenschutz. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, ruft der WWF zur Abstimmung über die „Schlimmste Bausünde Österreichs“ auf.

In einem Online-Voting können die Bürger zwischen sechs Beispielen von ungenutztem oder schädlichem Bodenverbrauch wählen. Diese umfassen unter anderem ein aufgelassenes Einkaufszentrum in Leobersdorf, einen neu gebauten Campingplatz in Hinterstoder und eine Ostumfahrung bei Wiener Neustadt. Die Abstimmung soll eine klare Botschaft an die Politik senden: „Natur statt Beton“.

Österreichs Platz an der Spitze

Österreich nimmt im europäischen Vergleich sogar den ersten Platz beim Bodenverbrauch ein. Der Naturschutzbund fordert daher dringend notwendige Reformen in der Raumordnung, um dem ungebremsten Verbau von Natur-, Grün- und Ackerland entgegenzuwirken. Experte warnen seit mehr als zwei Jahrzehnten vor den Folgen dieser Siedlungspolitik, die nicht nur das Lebensumfeld der Bürger, sondern auch die volkswirtschaftlichen Ressourcen belastet. Eine konsequente Siedlungspolitik könnte nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch den Budgetdruck auf Staat und Haushalte verringern.

Aktuell tritt die Tendenz der Zersiedelung weiterhin ungebrochen auf. Eine Fachtagung des Naturschutzbundes in Salzburg hat gezeigt, dass die Themen Raumplanung und Naturgefahrenrisikomanagement dringender denn je sind. Die Teilnehmer forderten die Verankerung einer „Grünen Infrastruktur“ in der Raumplanung und die Gestaltung verbindlicher Siedlungsgrenzen für Ortschaften.

Zersiedelung als parteipolitisches Thema

Die Zersiedelung wird auch zunehmend als zentrales Thema in politischen Diskussionen wahrgenommen. Studien und Berichte belegen, dass sich die Fläche der bebauten Flächen in Österreich stark ausweitet. Allein in den letzten Jahren wurden durch Zersiedelung täglich etwa zwölf Hektar Boden verloren, wobei über die Hälfte dieser Flächen asphaltiert oder zubetoniert wird. Die Auswirkungen sind weitreichend: Die Zersiedelung gefährdet nicht nur die Einhaltung von Klima- und Naturschutzzielen, sondern hat auch direkten Einfluss auf die Ressourcennutzung im Land.

Die Studie des IOER weist darüber hinaus darauf hin, dass intakte Böden, insbesondere Moore, eine wichtige Rolle bei der Bindung von Treibhausgasen spielen. Sie sind entscheidend für die Wasserversickerung und können Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutsche verhindern. Trotz der Aktivitäten in den letzten Jahren gibt es bislang keine signifikanten Fortschritte bei der Bekämpfung der Zersiedelung.

Die Forderungen nach einer klaren Grundsteuerkategorie für Baulücken und Leerstand sowie nach einer quantitativen Zielsetzung im Bodenschutz nehmen zu, um den Verlust wertvoller Flächen zu reduzieren. Angesichts der steigenden Zersiedelung ist jetzt der Moment gekommen, über die gesetzgeberischen Maßnahmen ernsthaft nachzudenken.

Für weitere Informationen zu diesem essentiellen Thema lesen Sie die Berichte von OTS, Naturschutzbund und IOER.

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Ort Hinterstoder, Österreich
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