Die vorbeugenden Maßnahmen der Regierung zur Kostensenkung haben jüngst große Unruhe unter den Mitgliedern des Solothurner Trachtenverbands ausgelöst. Während des Tanzsonntags, bei dem die Teilnehmer ihre bunten Trachten präsentierten, war die sorgenvolle Stimmung deutlich spürbar. Vor allem die Schließung der Schule für Mode und Gestaltung in Olten, die für die Tradition so wichtig ist, sorgt für große Besorgnis.
Einer der Teilnehmer, der sichtlich betroffen war, kommentierte die Situation mit einem klaren: „Eine Sauerei.“ Die Schließung der Bildungseinrichtung würde fatale Konsequenzen für die Trachtenschneiderei im Raum Solothurn haben, da sie die letzte Anlaufstelle für dieses handwerkliche Wissen darstellt. „Für alles andere haben sie Geld, aber für Kultur und Heimat nicht“, fügte die Dame hinzu, als sie eine kurze Pause vom Tanzen einlegte.
Die Bedeutung der Trachten
Der Solothurner Trachtenverband hatte diesen Tanzsonntag eigens organisiert, um die Bedeutung der Trachten und des Volkstanzes zu zelebrieren. Viele der Tänzer waren erfahrene Mitglieder, doch es fand sich auch ein junger Nachwuchs, der die Tradition aktiv lebt. Melissa Rohrbach, eine 18-Jährige, hat bereits ihre Maturaarbeit über den Trachtentanz geschrieben. In der schönen Festtagstracht, die sie von ihrer Familie geerbt hat, besuchte sie den Tanz. „Es ist etwas ganz Besonderes“, sagte sie. Ihre Hingabe zum Volkstanz zeigt, dass die Tradition auch die jüngere Generation anzieht.
Wie bei diesem Tanzsonntag festgestellt wurde, gibt es 17 verschiedene Trachten im Kanton Solothurn, jede mit ihrer charakteristischen Gestaltung und Bedeutung. Jane Mühlinghaus, die in einer roten Sonntagstracht tanzte, erklärte, dass die Trachten nicht nur schön sind, sondern auch ein tiefes Wissen erfordern, um sie gehörig reparieren oder neu anfertigen zu können.
Cäcilia Duss, die als „letzte Trachtenschneiderin des Kantons Solothurn“ bezeichnet wird, hat in den letzten Jahren ihr umfangreiches Wissen an die Schule in Olten weitergegeben. Ihre Verzweiflung ist groß, da der Regierungsrat plant, die Schule aus Spargründen zu schließen. „Ich habe mir so Mühe gegeben“, sagte Duss. Sie zeigte sich besorgt darüber, was nun geschehen wird, wenn diese wichtige Institution nicht mehr existiert.
Ein gefährdetes Erbe
Der Verlust dieser Bildungseinrichtung würde weitreichende Folgen haben. Theres Munzinger, Präsidentin des Solothurner Trachtenverbands, sprach von einer großen Enttäuschung über die Entscheidung der Regierung. Ihre Worte verdeutlichen, dass ohne diese Schule die letzten Möglichkeiten für Reparaturen und Neuerwerbungen von Trachten wegfallen könnten. „Wir verlieren ein Stück Solothurner Kultur“, erklärte sie weiter und warnte, dass die jungen Menschen, die sich für Traditionen interessieren, stark betroffen sein werden.
Verena Meyer-Burkhard, eine ehemalige Kantonsratspräsidentin, äußerte ebenfalls ihre Besorgnis: „Das wäre der Tod der Tradition.“ Sie warf ein, dass die Ausbildung zur Schneiderin in der heutigen Zeit unbedingt erhalten bleiben müsse, um den Trend zur Wegwerfmode und Importkleidung entgegenzuwirken. Diese Ansichten spiegeln das Gefühl einer breiten Gemeinschaft wider, die sich vehement gegen die Schließung der Schule wehrt und sich für den Erhalt der Tradition engagiert.
Bei aller Tragik gibt es jedoch auch eine kleine Hoffnung. Einige Kommissionen im Kantonsrat haben das Sparpaket zurückgewiesen. Vielleicht gibt es noch Raum für eine einflussreiche Erneuerung oder ein Umdenken bei den Verantwortlichen. Doch bis dahin bleibt die Sorge um das kulturelle Erbe und die Trachten im Kanton Solothurn bestehen, während der Tanzsonntag als Symbol für die lebendige Tradition gefeiert wurde, die möglicherweise bald nicht mehr existiert.
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