RIED. Das Rieder Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern geht mit einer innovativen Initiative an den Start, um die Behandlung von Schlaganfallpatienten zu verbessern. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz wurde ein Vorankündigungssystem entwickelt, das als „Fast Lane“ bezeichnet wird. Ziel ist es, die Zeitspanne von der Ankunft im Krankenhaus bis zum Beginn der Therapie signifikant zu verkürzen, im Durchschnitt um erstaunliche 26 Minuten. Diese Zeit kann entscheidend sein, denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute.
Ein Schlaganfall lässt pro Minute etwa zwei Millionen Nervenzellen dahinscheiden, und das Gehirn altert pro Stunde um drei Jahre. Die Erfolgsquote einer Behandlung sinkt drastisch: Bei einer Ankunft im Krankenhaus innerhalb von drei Stunden können bis zu 75 Prozent der Patienten geheilt werden. Nach dieser kritischen Zeitspanne beträgt die Heilungschance lediglich 26 Prozent.
Pilotprojekt und Planung
Das „Fast Lane“-Projekt durchlief bereits eine dreimonatige Einführungsphase, in der die Abläufe vom Notruf bis zum Therapiebeginn genauestens analysiert wurden. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und dem Rieder Krankenhaus ermöglichte es, die bestehenden Strukturen nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie effektiv zu nutzen.
Nach der erfolgreichen Testphase in Ried haben die Krankenhäuser in Schärding und Braunau ebenfalls Zugang zu diesem System bekommen. In der nächsten Phase soll das Konzept auf ganz Oberösterreich ausgeweitet werden, um möglichst vielen Patienten zugutekommen zu können.
Im Durchschnitt vergehen im Innviertel 13,5 Minuten vom Notruf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und insgesamt 53,5 Minuten bis zur Ankunft im Krankenhaus Ried. In dieser Zeit werden verschiedene standardisierte Schritte unternommen, die den Ablauf der Behandlung beschleunigen. Ziel ist es, die „Door-to-Needle-Time“ – die Zeit von der Ankunft bis zum Beginn der Behandlung – zu optimieren.
Die Kette der Notfallversorgung wird in Gang gesetzt, wenn Symptome eines Schlaganfalls erkannt werden. Der Notruf 144 wird gewählt, woraufhin die Rettungsleitstelle die entsprechenden Maßnahmen einleitet. Parallel dazu erhalten Ersthelfer wichtige Anweisungen. Sobald das Rettungsteam vor Ort ist, findet eine telefonische Vor-Information mit einem diensthabenden Neurologen statt, in der der Zustand des Patienten anhand einer Checkliste erfasst wird. Diese Informationen ermöglichen es dem Krankenhaus, sich optimal auf die Ankunft des Patienten vorzubereiten.
Die Ergebnisse des Projekts sind laut dem Leiter der Neurologie in Ried, Andreas Kampfl, überragend: „Die Door-to-Needle-Time konnte fast halbiert werden. Damit sind wir international auf dem höchsten Niveau.“
Die Bedeutung der Stroke Units
In ganz Oberösterreich gibt es lediglich sieben Stroke Units, wobei sich die einzige im Innviertel in Ried befindet. Schlaganfall gilt nach Herzinfarkt und Tumoren als die dritthäufigste Todesursache in Österreich. Jährlich bleiben etwa 30 Prozent der Betroffenen dauerhaft behindert, was nicht nur ihre Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursacht.
Die Einführung der Stroke Units hat in Österreich die Sterblichkeit nach Schlaganfällen um 60 Prozent gesenkt. Leider erleidet dennoch jeder fünfte Patient einen tödlichen Ausgang. Dennoch ist die Prognose für die Rückkehr ins Berufsleben für rund die Hälfte der Überlebenden weiterhin positiv.
Die „Fast Lane“ Initative hat das Potenzial, die Überlebensraten weiter zu verbessern. In Anbetracht der alarmierenden Zahlen bietet dieses innovative Projekt eine wichtige Hoffnung für Schlaganfallpatienten im Innviertel und darüber hinaus. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.tips.at.