In Rosenheim und Umgebung haben kürzliche Starkregenereignisse die Bevölkerung beunruhigt. Überschwemmte Keller, Gärten und Straßen hielten die Menschen in Atem, insbesondere im Juni und September dieses Jahres. Doch stellt sich die Frage: Handelt es sich um eine neue Normalität angesichts des Klimawandels? Ein Wetterexperte gibt Einblicke in die Situation.
Betroffen waren unter anderem die Gemeinden Raubling, Rohrdorf und Nußdorf. „Müssen wir uns jetzt öfter auf solche Extremwetterereignisse einstellen?“, fragten sich viele. Doch Lothar Bock, ein Klimawissenschaftler vom Deutschen Wetterdienst, beruhigt: „Die aktuellen Hochwasserereignisse fallen noch in den Bereich der normalen Klimavariabilität unserer Region.“ Die diesjährigen Überschwemmungen seien demnach nicht außergewöhnlich. Ähnliche Vorfälle, wie eines im Jahr 1899 in Bad Reichenhall, sind in der Geschichte der Region dokumentiert.
Klimaanpassungen und mögliche Prognosen
Der Wetterexperte erklärt weiter, dass Klimamodelle für den Alpenraum häufig ungenau seien. Er erwartet, dass das Wettermuster in den kommenden 20 bis 30 Jahren relativ stabil bleibt. „Insbesondere werden wir erst nach 2050 verstärkte Auswirkungen des Klimawandels spüren.“ Die Prognosen deuten darauf hin, dass während der Mittelmeerraum zunehmend trockener wird, der Norden Europas jedoch feuchter wird.
Eine klare Tendenz lässt sich dennoch feststellen: Die Temperaturen steigen und damit auch die Anzahl der Hitzeperioden. „In Rosenheim nehmen die Hitzetage pro Jahr zu“, so Bock. Dies hat mehrere Folgen: Die Gletscher schmelzen, die Vegetation beginnt früher mit dem Wachsen, und viele Menschen haben mit gesundheitlichen Problemen aufgrund der veränderten Witterungsbedingungen zu kämpfen. Zudem ist die Bevölkerung gewachsen, was bedeutet, dass mehr Flächen be- und versiegelt werden – der Mensch hat hier eine zusätzliche Rolle im Klimawandel.
Die öffentliche Wahrnehmung des Klimawandels kann laut Bock ebenfalls zu einer verstärkten Angst führen. „Menschen haben oft das Gefühl, dass Wetterextreme häufiger auftreten, was auch an einem übermäßigen medialen Fokus liegt.“ Dennoch, so Bock, können wir in Deutschland mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen. „Die Extremereignisse, die andere Länder betreffen, sind hier nicht in der gleichen Intensität zu erwarten.“
Insgesamt ist die Einschätzung des Experten, dass Respekt vor dem Klimawandel wichtig ist, jedoch sollte keine Panikmache betrieben werden. Während wir uns in den mittleren Breiten befinden, könnte es langfristig zu einem Klima wie derzeit in Südfrankreich kommen, was viele als erträglich empfinden. Doch aufgrund der globalen Klimakrise ist Vorsicht geboten und es ist wichtig, die Entwicklungen weiter im Auge zu behalten. Für detaillierte Informationen zu diesen Themen bietet ein Artikel auf www.ovb-online.de eine umfassende Übersicht.